Wir haben mit Patricia Neumann, Generaldirektorin von IBM Österreich, über Digitalisierung in Krisenzeiten gesprochen.

In den vergangenen Wochen war oftmals von der Sensibilität von Lieferketten und der Sicherstellung des Warenverkehrs die Rede. Wie können digitale Lösungen dabei helfen, in Krisenzeiten die Widerstandsfähigkeit unserer Versorgung zu erhöhen?

Hier gibt es unterschiedliche Ansätze. Eine Supply Chain ist grundsätzlich etwas sehr Komplexes, und muss für die meisten Güter global betrachtet werden. Um es kurz zu sagen: Es geht um Daten. Wo werden Daten innerhalb der Lieferkette generiert und wie erhalte ich die Daten, die es mir möglich machen, zu planen? Liegen Daten vor, die nur das Unternehmen betreffen oder gelingt es mir auch Daten von anderen Unternehmen und dem Ökosystem miteinzubeziehen? Wichtig ist auch, ob es sich um eine digitale oder eine physische Lieferkette handelt. Hierbei können wir Kunden helfen Daten zu sammeln, zu erfassen, sie zu standardisieren, zu harmonisieren und vor allem auswertbar zu machen. Gelingen all diese Prozesse, wird die Supply Chain widerstandsfähiger und planbarer.

Bei anderen Projekten, bei welchen wir mit unserer Blockchain Technologie arbeiten, betrachten wir ganze Lieferketten und versuchen alle Mitspieler, vom Produzenten bis zum Umschlagplatz, auf eine Blockchain, also auf einen harmonisierten digitalen Prozess zu vereinen. So können wir massiv dazu beitragen, dass Lieferketten transparenter, schneller und für alle Parteien sicherer werden.

Seitdem der überwiegende Teil der Bevölkerung ins Home-Office übergegangen ist, sprechen viele von einem regelrechten Digitalisierungsschub. Viele Menschen waren plötzlich gezwungen ihren digitalen Horizont rasch zu erweitern; Unternehmen mussten auf Home-Office und digitale Lösungen umstellen. Hatten Unternehmen, die davor schon digital aufgestellt waren, einen Vorteil?

Ich kann diese Frage mit einem ganz klaren ‚Ja’ beantworten, nur: In einem Ökosystem agiert niemand für sich alleine. Um es an einem Beispiel zu veranschaulichen: IBM kann noch so gut digital aufgestellt sein. Wenn wir aber bei unserem Vis-à-vis keinen Ansprechpartner vorfinden, mit dem wir gut und gehaltvoll weiterhin kommunizieren können, kommt es früher oder später zu Verzögerungen. Der Informationsfluss, der eben auf Kommunikation beruht, ist dafür immens wichtig. Sowohl in der Arbeit mit Kunden, aber vor allem auch im Miteinander mit Kolleginnen und Kollegen. In Österreich hat das bei den meisten unserer Kunden problemlos funktioniert. Ab und zu gab es kleine Herausforderungen, bei denen man gemerkt hat, wie wichtig es ist, dass gesamte Ökosystem auf eine bestimmte Digitalisierungsebene zu bringen.

Wie kann Österreich diesen Schwung jetzt mitnehmen und „noch „digitaler“ werden? Wie können wir die Digitalisierung nutzen, um die Krise in einen Aufschwung zu wandeln?

Ganz wesentlich ist, dass die Unternehmen selber dazulernen und sagen: „Ja, wir investieren in digitale Infrastruktur, wir wollen Supply Chains digital machen und wir wollen die Prozesse standardisierter und digitaler gestalten.“ Ich glaube, die Awareness dafür ist in den letzten Wochen deutlich gewachsen und bei vielen Unternehmen wird man auch Budgets in diese Richtung genauer betrachten und gegebenenfalls nach oben korrigieren. Der Fokus wird so definitiv weiterhin auf das wichtige Thema Daten gelegt. Ich erhoffe mir von Unternehmen in Österreich, dass sie die Digitalisierung noch ernster nehmen und mit Anbietern wie uns zusammenarbeiten, auch im Sinne der Co-Creation.

Unsere letzte Frage zielt auf Ihre persönlichen Erfahrungen während der Corona-Krise ab. Denn vor allem für das Management ist ein derartiger Ausnahmezustand eine besondere Herausforderung. Welche Schlüsselmomente und Lehren nehmen Sie aus dieser Zeit mit?

Als wichtige Erkenntnis würde ich das Thema Kommunikation nennen. Man muss hier selbst auch viel lernen, wenn man plötzlich von seinen MitarbeiterInnen räumlich getrennt ist. Wie kommuniziert man weiter und richtig? Wie laufen Feedback-Prozesse auch weiterhin gewinnbringend für beide Seiten? Wo kriege ich Feedback, in Zeiten mit eingeschränkter persönlicher Kommunikation? Das waren für mich die wesentlichen Fragen der vergangenen Wochen und ich glaube, hier am meisten gelernt zu haben. Das nehme ich definitiv in die Zeit nach Corona mit und ich bin froh, dass wir als IBM hier schon auf einen guten Grundstock aufbauen konnten, da Homeoffice-Angebote schon seit 20 Jahren bei uns im Unternehmen gerne angenommen werden.

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