Ein High-Speed-Rail-Link über den Kontinent könnte die Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene forcieren und für große CO2-Einsparungen sorgen.

Erstmals wurde eine Abschätzung des CO2-Einsparungspotentials für den Güterverkehr errechnet. Als Berechnungsgrundlage wurde nun die Route Lyon bis Warschau als neue Hauptstrecke hergenommen, da die Strecke  bis nach Moskau aufgrund des Ukraine-Krieges bis auf Weiteres unrealistisch ist.

Beträchtliche Einsparungen möglich

Die neue Studie des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche kommt zum Schluss, dass eine Hochgeschwindigkeits-Bahnverbindung vom französischen Lyon bis in die  polnische Hauptstadt über eine Lebensdauer von 60 Jahren beim Güterverkehr bei voller Auslastung der Züge die Netto-CO2-Emissionen um rund 176 Millionen Tonnen senken könnte. Das entspricht – basierend auf den Zahlen von 2018 – einer Einsparung von etwa 24% der Gesamtemissionen des EU-Transportsektors in einem Jahr (ohne Luftverkehr). Miteingerechnet sind hier bereits die Emissionen, die bei Bau, Betrieb und Wartung anfallen würden. Nach 13 Jahren Betrieb wären die bei der Errichtung entstehenden Emissionen bereits kompensiert. Ab diesem Zeitpunkt würde das Projekt also dabei helfen, den CO2-Ausstoß tatsächlich zu verringern. „Wenn man bedenkt, dass wir hier nur von einer einzigen Strecke mit begrenzter Kapazität sprechen, wäre das CO2-Einsparungspotenzial doch beträchtlich“, so Mario Holzner, Co-Autor der Studie und Direktor des wiiw.

Nutzen schlägt Kosten

Die Baukosten von 164 Milliarden Euro oder einem Prozent des BIPs der Europäischen Union wirken auf den ersten Blick enorm, der Nutzen einer derartigen Hochgeschwindigkeits-Bahnverbindung wäre allerdings noch größer. Nicht nur mit dem Güterverkehr, auch mit dem Personenverkehr könnten wohl noch einmal so viele Emissionen eingespart werden. Zum Vergleich: 176 Millionen Tonnen CO2 entsprechen etwa dem CO2 Ausstoß der gesamten Niederlande im Jahr 2021. Ebenso könnte durch den Personalverkehr eine ganz neue Qualität der Vernetzung von den an der Strecke liegenden Städten erreicht werden, welche sich positiv auf Wirtschaft und Tourismus auswirken würde.

China vor den Toren

Zudem könnte das ambitionierte Projekt nach Ansicht der Studien:autorinnen auch einen wertvollen Beitrag zur Ausgestaltung einer grünen EU-Industriepolitik zur Erreichung der EU-Klimaziele leisten. Ein High-Speed-Rail-Link über den Kontinent dürfte aber auch als wichtige Erweiterung geplanter oder bereits in Umsetzung befindlicher Bahnstrecken in Europa fungieren. Dazu zählen jene im Rahmen der Drei-Meeres-Initiative von 13 mittel- und ostmitteleuropäischen EU-Mitgliedern angedachten Projekte, die im Bau befindliche Rail-Baltica-Strecke sowie die kürzlich beim G20-Gipfel in Indien von den USA und der EU vorgestellte neue Seidenstraße zur Anbindung Indiens und des Nahen Ostens an Europa.

Mario Holzner warnt aber davor, letztere nur als Kampfansage an Chinas „Belt and Road“-Initiative zu sehen, bei der sich das Reich der Mitte vor allem in Ost- und Südosteuropa sehr stark engagiert hat: „Letztlich sollten sich beide Ideen ergänzen und alternative Möglichkeiten zur Finanzierung dringend benötigter Transportinfrastruktur bieten sowie die gegenseitige Vernetzung zum beiderseitigen wirtschaftlichen Vorteil fördern.“

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