Die Wiener Stadtwerke verlängern den Vertrag von Alexandra Reinagl als Vorsitzende der Geschäftsführung der Wiener Linien um fünf Jahre. Im Exklusivinterview mit der Redaktion der Austrian Roadmap2050 wirft sie einen Blick zurück und in die Zukunft.

Redaktion Austrian Roadmap2050: Begeben wir uns auf eine Zeitreise in die Vergangenheit: Was konnten Sie aus den letzten Jahren bei den Wiener Linien mitnehmen und welche Ziele haben Sie sich für die kommenden fünf Jahre gesteckt?

Alexandra Reinagl: Wien wächst und wir sorgen dafür, dass die Öffis mitwachsen. Mit dem U2xU5-Ausbau schaffen wir Kapazitäten für mehr als 300 Millionen zusätzliche Fahrgäste. Parallel dazu arbeiten wir intensiv an der Erweiterung und Modernisierung unseres Straßenbahnnetzes. Damit gewährleisten wir, dass Wien auch weiterhin eine internationale Vorreiterrolle als Öffi-Musterstadt einnimmt. Die neuen Linien 12, 18 und 27 werden verschiedene Stadtteile verbinden und für ein dichteres Öffi-Angebot in Flächenbezirken sorgen. Die Straßenbahn in Wien erlebt gerade eine Renaissance!

 

Redaktion Austrian Roadmap2050: Als Sie 2011 in die Geschäftsführung aufgestiegen, waren Sie die einzige Frau. Mit Petra Hums und Gudrun Senk präsentieren sich die Wiener Linien aktuell mit einer rein weiblichen Geschäftsführung. Wie stehen Sie zur Frauenquote und welche Maßnahmen waren beim Ausbau des Frauenanteils bei den Wiener Linien zielführend?

Alexandra Reinagl: Wir sind uns der Signalwirkung bewusst und möchten Vorbild für andere Frauen sein. Ausschlaggebend für den Job als Geschäftsführerin ist aber die Qualifikation, nicht das Geschlecht. Die Wiener Linien setzen sich aktiv für Chancengleichheit und Vielfalt ein. Frauen haben bei uns die gleichen Karrierechancen wie Männer. Wir bezahlen Frauen und Männer gleich und fördern eine offene und inklusive Unternehmenskultur. Mit gezielten Programmen versuchen wir zudem, mehr Frauen für technische Berufe zu begeistern und Frauen im Unternehmen zu fördern. Eine Quote gibt es bei uns zwar nicht. Für die Besetzung von Aufsichtsräten und Führungsgremien kann sie aber eine sinnvolle Maßnahme sein, um mehr Gleichstellung im gesamten Unternehmen zu bewirken. Eine Quote für den manuellen Bereich ist aber unrealistisch. 

 

Redaktion Austrian Roadmap2050: Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen, denen sich Ihre Branche in den kommenden fünf Jahren stellen muss?

Alexandra Reinagl: Die Situation auf dem Arbeitsmarkt bleibt herausfordernd – für uns und für andere Unternehmen und Branchen auch. Wir werden daher das 5-Punkte-Programm zur Stabilisierung der Personalsituation, das wir voriges Jahr gestartet haben, mit voller Intensität fortsetzen. Unsere Bim- und Busschulen sind für die kommenden Monate gut gefüllt, aktuell suchen wir vor allem Personal für die Werkstätten. Wir gehen dabei viele unterschiedliche Wege. Erst vorige Woche haben wir unser erstes Nachtrecruiting veranstaltet und spannende Bewerbungen für jene Jobs erhalten, die den Betrieb in der Nacht am Laufen halten.  Auch die Umstellung der Busflotte auf emissionslose Fahrzeuge ist für uns ein wichtiges Thema. Wir sind bereit, die ambitionierten, europäischen Vorgaben zu erfüllen und brauchen dafür eine verlässliche Industrie. 

 

Redaktion Austrian Roadmap2050: Geben Sie uns Einblicke in die Privatperson Alexandra Reinagl: Wie erzielen Sie eine gelungene Work-Life-Balance und was sind Ihre Tipps, um Beruf und Familienleben unter einen Hut zu bringen?

Alexandra Reinagl: Mir macht mein Job Riesenspaß, daher habe ich mich noch einmal beworben. Die Arbeit bereitet mir große Freude, ist aber intensiv und daher genieße ich zwischendurch kurze Auszeiten in der Natur. Energie tanke ich beim Laufen, Radfahren und Skifahren, außerdem schätze ich die Zeit mit Familie und Freunden sehr. 

 

Redaktion Austrian Roadmap2050: Mit Initiativen wie dem Öffi-Tag und lustigen Werbekampagnen haben Sie die Außenwahrnehmung der Wiener Linien als Verkehrsunternehmen und Arbeitgeber positiv verändert. Wie möchten die Wiener Linien in Zukunft junge Menschen für das Thema Mobilität und Klimaschutz begeistern?

Alexandra Reinagl: Die Öffis sind die Lösung für die Mobilitätswende. Wer die Öffis nutzt, schützt das Klima und das vermitteln wir mit Wiener Schmäh über unterschiedliche Kanäle. Am Öffi-Tag können jung und alt die Wiener Linien hautnah erleben und mit unseren TikTok-Videos richten wir uns vor allem an die Generation Z.  Sehr beliebt sind auch unsere Merchandising-Artikel – vom Onesy bis zum Modellzug ist für jeden Öffi-Fan etwas dabei. Wir bieten den Wiener*innen mobile Freiheit. Dank dem Öffi-Ausbau und den WienMobil-Angeboten ist niemand auf ein eigenes Auto angewiesen. Daher gibt es in Wien bereits seit vielen Jahren mehr Menschen mit einer Jahreskarte als PKW.

 

Redaktion Austrian Roadmap2050: „Mobile Freiheit“ klingt gut und gibt Sicherheit, speziell all jenen, die keinen Führerschein haben und dahingehend auf die Öffis angewiesen sind. Wir bedanken uns herzlich für das Interview!

Willkommen in der Zukunft.
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