A1 Telekom Austria Group CEO Thomas Arnoldner sprach mit uns über den Breitbandausbau, digitale Lösungen für den Alltag und über die Telekomgesetzes-Novelle.

RM: Die Pandemie gilt als Beschleuniger der Digitalisierung. Wie ist Österreich aktuell aufgestellt – Stichwort: Infrastruktur?

THOMAS ARNOLDNER: Die Corona-Pandemie war durchaus ein „Call for Action“ für die Digitalisierung. In der Krise haben wir gemerkt, dass digitale Infrastruktur mittlerweile zum Rückgrat von Wirtschaft und Gesellschaft geworden ist. Stellen wir uns nur vor, wie wir mit so einer Situation vor 20 Jahren umgegangen wären, ohne Home Office, Distance Learning oder Videocalls mit Freunden und Familie. Unsere Netze sind mit dem Lastanstieg, vor allem während der Lockdowns, sehr gut zurechtgekommen. Trotzdem hat die Krise gezeigt, dass wir beim Thema Breitbandausbau vorausschauend agieren müssen. Wir sehen es seit jeher als unsere Verantwortung, Österreich mit exzellenter Infrastruktur auszustatten. A1 ist mit Investitionen von rund einer halben Milliarde Euro jährlich der größte Investor in die digitale Infrastruktur Österreichs. Das A1 Glasfasernetz versorgt mit einer Gesamtlänge von über 61.000 Kilometern bereits mehr als 2,3 Millionen Haushalte und Unternehmen mit ultraschnellem Internet. Gleichzeitig ist es die Grundlage für die neue Mobilfunkgeneration 5G. Gemeinsam bilden sie als 5Giganetz das mit Abstand größte Hochleistungs-Breitbandnetz Österreichs. Auch beim 5G Ausbau schreiten wir rasch voran. Bereits heute betreiben wir rund 1.000 5G-Sender und versorgen mehr als 45 % der österreichischen Bevölkerung mit der neuen Mobilfunkgeneration. Unserem Ziel, Österreich bis 2023 flächendeckend mit 5G auszustatten, kommen wir somit in großen Schritten näher.

RM: Welchen Beitrag leistet Technologie in Krisenzeiten konkret?

ARNOLDNER: Die Corona-Krise hat gezeigt, dass Bereiche, die bereits digitalisiert sind, besser mit Krisen umgehen können als jene, die noch keinen Digitalisierungsschub erlebt haben. Ein Arbeiten von Zuhause oder das Distance Learning für unsere Kinder wäre ohne digitale Services und leistungsfähige Breitbandnetze nicht möglich gewesen. Wir entwickeln beispielsweise mit den A1 Start-Up Campus Members SchoolFox und eSquirrel digitale Lösungen, die den Schulalltag und das Lernen einfacher und nachhaltig effektiver gestalten. Diese Lösungen haben auch in der Krise sehr gut geholfen.

Im Kampf gegen die Pandemie haben wir mit unserer Tochter Invenium einen weiteren Beitrag geleistet, indem wir die Ergebnisse anonymisierter Mobilitätsanalysen dem Krisenstab zur Verfügung gestellt haben, um die Ausbreitung des Virus besser einzuschätzen und damit bei der Entscheidung konkreter Maßnahmen zu helfen.

Im Gesundheitsbereich, auf der anderen Seite, haben wir gesehen, dass hier noch Luft nach oben ist um das Potenzial von digitalen Möglichkeiten, vor allem in Krisensituationen, zu heben. Andere Länder sind uns hier leider voraus, operieren – fairerweise – aber teilweise auch unter anderen Rahmenbedingungen.

Die Krise war für uns alle ein digitales Trainingscamp. Ich sehe die Situation als Chance, die wir nutzen müssen, damit die digitalen Tools, die derzeit in den verschiedensten Lebensbereichen Einzug erlangt haben, und die neuen Arbeitsweisen, die erwiesener Weise funktionieren, auch in Zukunft erhalten bleiben. Es ist an der Zeit, neue Wege zu gehen.

Erdfunkstelle Aflenz © A1

RM: Stichwort Netzausbau und Investitionen: Wie beeinflusst die Telekomgesetzes-Novelle die weiteren Pläne?

ARNOLDNER: Der aktuelle Entwurf ist leider eher ein Rückschritt als ein Fortschritt. Das neue TKG weist neben einigen positiven Aspekten leider auch gravierende nachteilige Punkte auf, etwa verlängerte Verfahrensdauern, die den Ausbau verzögern werden, statt vereinfachte und verkürzte Genehmigungen; nicht berücksichtigte alternative Verlegemethoden, die Zeit und Kosten sparen würden; Verschlechterungen bei den Wegerechten, durch die die öffentliche Hand beim 5G-Ausbau mitverdient, statt wie in der 5G-Strategie geplant den Ausbau erleichtert; oder neue Haftungsregeln bei Leitungsschäden, die die Sorgfalt der Bestandsgeber reduzieren werden, und anderes mehr.

Das Ziel der Bundesregierung, bis 2030 eine flächendeckende Versorgung mit Gigabitfähigen Anschlüssen zu etablieren, ist absolut richtig, wird aber ohne private Investitionen nicht zu erreichen sein. Dazu müssen aber die Rahmenbedingungen passen – der aktuelle TKG-Entwurf ist hier leider eine vertane Chance um private Investitionen zu attraktiveren.

Nebenher sind Infrastrukturinvestitionen auch ein Multiplikator, um aus der aktuellen Krise herauszuwachsen, denn sie sichern Arbeitsplätze und schaffen langfristig Wettbewerbsvorteile für Österreich im globalen Wettbewerb. Eine leistungsfähige digitale Infrastruktur ist die Grundlage für künftiges Wachstum. Wir geben daher unser Bestes, unsere Ziele einer digitalen, nachhaltigen Zukunft in Österreich trotzdem zu erreichen.

RM: Die TAG war 2020 weiterhin auf Wachstumskurs- Die Gesamtumsätze der Telekom Austria Group stiegen 2020 um 1,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Wie schätzen Sie 2021 ein?

Die operative und finanzielle Entwicklung der A1 Telekom Austria Group wurde im Geschäftsjahr 2020 maßgeblich von der COVID-19-Pandemie beeinflusst. Die Ergebnisse spiegeln die Widerstandsfähigkeit unseres Geschäftsmodells und die positiven Auswirkungen der getroffenen Maßnahmen in diesem herausfordernden Umfeld wider. Die Corona-Pandemie wird sicherlich auch die Umsätze 2021 beeinflussen, aber ich blicke optimistisch in die Zukunft und vertraue auf ein robustes, nachhaltiges Wachstum. Durch die zunehmende Durchimpfungsrate und den damit ansteigenden Tourismus rechnen wir in Zukunft auch wieder mit zusätzlichen Roaming-Einnahmen.

A1 steht als Telekombetreiber im Epizentrum der Digitalisierung und treibt diese in vielen Lebens- und Geschäftsbereichen in allen unseren Märkten voran. Diese Entwicklung hat sich durch die Corona-Pandemie noch beschleunigt. Es gibt viel Wachstumspotential, und das gilt es auszuschöpfen.

RM: Ihr Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 die Co2-Emmissionen auf netto Null zu reduzieren. Welche Schritte werden dafür gesetzt?

ARNOLDNER: Als größter Kommunikationsanbieter Österreichs sind wir uns der Verantwortung gegenüber der Umwelt und der Gesellschaft bewusst. Daher haben wir ökologische und soziale Belange fest in der Unternehmensstrategie von A1 verankert. Es ist unser Anspruch soziale Verantwortung zu übernehmen und auch beim Thema Nachhaltigkeit in unserer Industrie ein Vorreiter zu sein. Wir sind etwa seit letzter Woche ein Gründungsmitglied der European Green Digital Coalition, wo wir uns mit anderen Industrievertretern der grünen, digitalen Transformation auf internationaler Ebene verschrieben haben, um die Klimaziele der EU-Kommission zu unterstützen.

Unser ambitioniertes Ziel ist es, unsere Netze effizienterer und vor allem grüner zu machen, indem wir bis 2030 die CO2-Emissionen auf netto Null zu reduzieren. Das erreichen wir durch einen schrittweisen Umstieg auf Energie aus erneuerbaren Quellen, eine Verbesserung der Energieeffizienz, den Umstieg auf klimafreundliche Heizsysteme und den Wechsel auf emissionsarme Fahrzeuge in unserer Flotte. Zusätzlich fördern wir die Kreislaufwirtschaft im Unternehmen maßgeblich, etwa durch das Recyclen von Endgeräten und Modems.

RM: Wie digital ist Österreich bis 2050?

Ich schätze es sehr in einer so spannenden Industrie tätig zu sein, die sich rasant nach vorne bewegt und in der sich täglich neue technische Chancen eröffnen. Dieser rapide Fortschritt macht es aber auch schwer zu beurteilen, wo wir im Jahr 2050 in Österreich stehen werden. Wenn man 30 Jahre zurückblickt, befinden wir uns in einer Welt, in der noch niemand ein Smartphone in der Hand gehalten hat, Internet nur sehr beschränkt zugänglich und von IoT* noch keine Rede war. Ich bin mir sicher, dass die Digitalisierung weiterhin viele Lebensbereiche erleichtern und einen wesentlichen Beitrag leisten wird, wenn es um die Gestaltung einer besseren, nachhaltigeren und diverseren Zukunft geht. Ich glaube wir können uns auf großartige technologische Entwicklungen freuen und A1 wird keine Möglichkeit auslassen, diese Entwicklungen mitzutragen und voranzutreiben.

*Internet of Things

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