Wir haben mit Gerhard Krachler, Global Director Advanced Development & Product Strategy von Magna Steyr über die aktuellen Entwicklungen in der Mobilitätsbranche gesprochen, was dies für das Geschäftsmodell des Automobilzulieferers bedeutet und wie der Wirtschafts- und Mobilitätsstandort Österreich aus Sicht der Industrie wahrgenommen wird.

Wie würden Sie Magna Steyr beschreiben? Als Automobilhersteller? Als Zulieferer? Als Mobilitätsdienstleister?

Unsere Vision ist es Magna Steyr als unabhängigen Partner in der Automobilindustrie für innovative Lösungen im Bereich Mobilitätskonzepte zu positionieren. Für die zweckgebundene Mobilität von A nach B wird die Marke nicht mehr so relevant sein. Speziell beim Thema Ridesharing/Ridepooling und für diese neuen Mobilitätskonzepte beobachten wir den Markt.

Unsere Vision ist es Magna Steyr als unabhängigen Partner in der Automobilindustrie für innovative Lösungen im Bereich Mobilitätskonzepte zu positionieren.

Welche Innovationsfelder stehen bei Magna Steyr im Fokus?

Unsere Innovationsarbeit gliedert sich in fünf wesentliche Innovationssäulen. Diese sind: Smarter, Safer, Lighter, Affordable und Cleaner.

Smarter: Hier dreht sich alles rund um die Smart Factory und somit die Industrie 4.0: Wie können wir smarte Entwicklungsmethoden und virtuelle Tools wie Virtual und Augmented Reality im Entwicklungsprozess einsetzen.

Safer: Hier geht es klar um das Thema autonomes Fahren, sprich: Automatisiertes Fahren. Da gehen wir soweit, dass wir mit der Testregion ALP.Lab, einer von uns mit AVL und wissenschaftlichen Partnern im Raum Graz gegründeten Gesellschaft, gezielt das Thema Absicherung und Testing von Fahrassistenzsystemen fokussieren und adressieren.

Lighter: Das ist der klassische Leichtbau. Hier geht es sehr stark in den Bereich der Multimaterial- und Verbindungstechnologien. Weg von 100%-Lösungen in Stahl, Carbon oder Aluminium, hin zu einem gesunden Materialmix, getreu dem Motto „das richtige Material am richtigen Ort“.

Cleaner: Hier gehen wir sehr stark in die Richtung Wasserstoff-Brennstoffzellenfahrzeuge. Auch unser Konzeptauto ist mit einem Brennstoff-Wasserstoffzellsystem ausgerüstet. Wir zeigen damit, dass Wasserstoff funktionieren kann. Darüber hinaus haben wir eine weitere Lösung – den Fuel-Cell-Range-Extender – entwickelt. Das heißt wir nutzen die Fuel Cell-Stack als Reichweitenverlängerer und haben zusätzlich eine etwas größere Batterie integriert, die auch elektrisch geladen werden kann. Das Fahren mit Strom ist derzeit noch günstiger als Wasserstoff, weshalb wir diesen Fuel-Cell-Plugin-Hybrid entwickelt haben. Dennoch legen wir unseren Fokus auf Wasserstoff.

Affordable: Affordablility ist ein wichtiger Punkt beim Leichtbau. Carbon zum Beispiel ist in der Großserie sehr teuer und nicht wirtschaftlich in das Fahrzeug zu integrieren. In einem Supersportwagen hingegen macht der Einsatz von Carbon Sinn – die bessere Leistung rechtfertigt höhere Kosten.

Das Thema Mobility as a Service ist sicherlich das Thema, das wir am intensivsten diskutieren.

Beim Thema Affordability adressieren wir vor allem auch Fahrzeugkonzepte und Derivatideen. Wir denken über das Fahrzeug hinaus. Das Thema Ridesharing und Ridepooling wird hier sehr wichtig, also Fahrzeuge nicht verkaufen, sondern auf Mileage-Basis neue Geschäftsmodelle überlegen und damit einen z.B. People Mover autonom oder teilautonom in ein Verkehrskonzept zu integrieren. Anstatt ein Fahrzeug zu besitzen oder zu kaufen, eröffnen derlei Konzepte Kunden den Zugang zu leistbarer Mobilität.

 

Sehen Sie Wasserstoff also als Antriebsquelle der Zukunft?

Ich sehe Wasserstoff in vielerlei Hinsicht als sehr attraktiv, der wesentliche Vorteil ist beispielsweise die schnelle Ladezeit. Das ist im Sub-Urbanen Bereich wichtig, da man nicht lange fürs Laden braucht und dennoch sehr weite Strecken zurücklegen kann. Dieselbe Energie in Batterien mitzunehmen ist schwer, teuer und hat hohe Ladezeiten. Wir sehen, dass Brennstoffzellenfahrzeuge einen ganz klaren Anteil am Markt haben werden, aber: im urbanen Raum, also im kleineren Reichweitenbedarf, bei dem das Auto auch mal länger stehenbleibt, wird es mit rein batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen funktionieren.

Ich sehe Wasserstoff in vielerlei Hinsicht als sehr attraktiv, der wesentliche Vorteil ist beispielsweise die schnelle Ladezeit.

Das Wasserstoffsystem ist natürlich durchaus komplexer, denn es bedarf zusätzlich zum Elektroantrieb und einer Batterie noch der Speicherung von Wasserstoff und der Umwandlung in elektrische Energie, die dann wiederum dem Elektroantrieb zur Verfügung gestellt wird. Das bedarf einer Energieumwandlung mehr als beim rein batteriebetriebenen Elektrofahrzeug. Für dieses komplexere System wird sich definitiv ein Markt finden, bei dem die vollen Vorteile ausgespielt werden.

Wir haben darüber hinaus andere alternative Antriebskonzepte entwickelt. Wie Sie vielleicht wissen, ist Magna Steyr der ersten Zulieferer, der mit dem Jaguar I-PACE ein Elektrofahrzeug in Serie produziert. Das heißt wir können Elektrofahrzeuge nicht nur entwickeln, sondern auch bauen.

Willkommen in der Zukunft.
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