Wir sind mitten im Hochsommer und vor allem in den Städten spürt man das massiv. In Wien wird vieles unternommen um das Leben in der Stadt angenehmer zu gestalten. Wir haben mit der Wiener Stadträtin Ulli Sima über die Maßnahmen und Pläne der Stadt Wien gesprochen.

Die städtische Infrastruktur kann noch so modern sein, aber wenn es in den Städten Europa´s und er Welt zu heiß zum Leben wird, nützen die besten Datenleitungen nichts. Sie haben zuletzt sehr medientauglich die WienerInnen mit mobilen Wassernebeln gekühlt – Was sind die langfristigen Maßnahmen, mit denen Wien der Erwärmung begegnet?

Die Stadt Wien hat Klimaschutz schon sehr früh als zentrales Handlungsfeld erkannt und reagiert. Bereits 1999 beschloss die Stadt Wien ein ambitioniertes Klimaschutzprogramm (KliP Wien), dessen Ziele übererfüllt wurden, mittlerweilen arbeiten wir am dritten Klimaschutzprogramm.

Bisher konnten durch die KliP-Umsetzung die Wiener pro-Kopf-Emissionen schon über 34,8 Prozent gegenüber 1990 gesenkt werden. Wien hat die geringsten pro-Kopf-Emissionen österreichweit, hat mit über 822 000 mehr Jahreskartenbesitzer als zugelassene PKWs und den geringsten fossilen Energieverbrauch pro Kopf österreichweit.

Die Stadt Wien bedingt durch die finanzielle Förderung der erneuerbaren Erzeugung und effizienten Nutzung von Energie, der umweltfreundlichen Mobilität und einer der modernsten Abfallentsorgungssystem Europas nicht nur positive Effekte auf Klima und Umwelt, sondern leistet auch einen wesentlichen Beitrag zur volkswirtschaftlichen Wertschöpfung der Stadt.

Unsere Top-Klimaschutzmaßnahmen zusammengefasst:

  • Weiterer Ausbau öffentlicher Verkehr: aktuell  Bau der neuen U2/U5, Umsetzung Straßenbahn-Paket
  • Energieträgerwechsel zu  50 % Fernwärme und Steigerung Erneuerbarer Energien – bis 2030 investiert Wien Energie  1,2 Mrd in Ausbau Erneuerbare, damit steigt der Anteil auf 35% (von derzeit 21%)
  • Förderung von Vertikalbegrünungen: 150 Grüne Häuser für Wien bis 2020 plus Erhöhung des Fördertopfes für Vertikal-, Dach- und Innenhofbegrünungen
  • Baumpflanzungen: 8 Mio für neue Bäume zu den 480 000 Stadtbäumen bis 2020 und ein 2, 3 Mio Förderpaket für die Bezirke für cooling-  und Klimaschutzmaßnahmen wie Begrünungen, Entsiegelungen von Betonflächen etc.
  • Laufende Cooling Maßnahmen:   Sprühnebel, Spritzschläuche, Hydranten-Duschen und weitere Trinkbrunnen zu den bestehenden 1000

Aber klar ist, der globale Klimawandel ist auch bei uns längst spürbar und daher setzen wir neben den Klimaschutzmaßnahmen auch Anpassungsmaßnahmen – wie etwa Kühlungsmaßnahmen.

Die Wienerinnen und Wiener lieben die Nebelduschen, Spritzschläuche und Trinkbrunnen – von denen wir übrigens schon 1000 Stück haben.

 

Ein ZIB Beitrag zitierte eine Studie, dass es Billionen Bäume bräuchte, nämlich in der Größe der USA, um die Emissionen wirksam für das Klima zu senken. Wie sieht im Hinblick auf das Stadtklima „Baumpolitik“ der Stadträtin aus?

In Wien gibt es 480.000 Stadtbäume, jährlich kommen 3.000 Jungbäume dazu. Sie werden mit einem eigens entwickelten Spezialsubstrat versehen, um die Herausforderung der zunehmenden Hitzesommer besser zu bewältigen.

Das zentrale Element um die Stadt abzukühlen sind Grünräume, die vielzitierten grünen Lungen Wiens. Schon heute verfügt die Millionenmetropole Wien über einen rekordverdächtigen Grünraumanteil von 53 Prozent an der Gesamtfläche. Grünräume sind ein besonders effektives Mittel gegen städtische Hitzefelder die auf versiegelten Flächen entstehen. Deshalb errichtet die Stadt Wien in den nächsten Jahren über 13 Hektar neue Parkflächen. Zu den über 980 bestehen Parks und Grünflächen kommen heuer weitere große Projekte dazu – z.B. wird der Reumannplatz neugestaltete und der Grünanteil um 13 % erhöht.
Auf Grund der langen Hitze und Trockenperioden setzen die Wiener Stadtgärten setzen auf ein, gemeinsam mit universitären Forschungseinrichtungen erarbeitetes, neues Bepflanzungskonzept für Beete mit Staudenkombinationen. Diese so genannten extensiven Beete mit Stauden sind besonders hitze- und trockenverträglich, unkomplizierter in der Erhaltung und insektenfreundlich.

An Plätzen an denen aus unterschiedlichen Gründen keine Grünräume angelegt werden können, sind natürlich kühlende Grünfassaden eine ideale Lösung.


Für Erfrischung im Sommer sorgen 60 km gratis Badestrände. Zu den bereits bestehenden freien Wasserzugängen an Alter Donau, Neuer Donau, Lobau und verschiedenen Badeteichen wird das Angebot laufend ausgebaut.

Wir fördern mit 2,3 Mio Bezirksprojekte:

  • Straßenseitige Fassadenbegrünungen
  • Errichtung von Wasserspielen
  • Errichtung von Nebelduschen und Wasserfontänen
  • Mobile Trinkbrunnen mit Sprühnebelfunktion
  • Pflanzung größerer Stadtbäume oder Baumpflanzungen über die vorgeschriebenen Ersatzpflanzungen hinaus
  • Maßnahmen fürs Wasserspeichern unter Bäumen im Rahmen des sogenannten „Schwammstadt-Projekts“
  • Entsiegelung befestigter Flächen zugunsten Grünflächen
  • Schatten durch Pergolen, freistehende Rankelemente
  • Staudenbeete

Die Bezirke können ihr Projekt rasch und unkompliziert bei der zentralen Anlaufstelle der Wiener Umweltschutzabteilung einreichen und werden dort auch kompetent beraten.
Alles auf https://www.wien.gv.at/umwelt/cooleswien/

Daneben gibt es ein Sonderbudget in der Höhe von 8 Mio. Euro (aus dem Ressort der Vizebürgermeisterin) für Baumpflanzungen, Begrünungsmaßnahmen sowie die Schaffung von schattigen und kühlen Mikrofreiräumen in Bereichen, die besonders von Hitze betroffen sind (mit 75 Prozent aus dem Zentralbudget gefördert).

 

Welche Kräfte und Institutionen müssen besser zusammenspielen, damit das Stadtklima erhalten oder verbessert werden kann?

Städte spielen beim Kampf gegen den Klimawandel die entscheidende Rolle da Global 55 % der Menschen in Städten wohnt und 2050 sollen es laut UNO 68 % sein. Mit 2,5 Millionen Einwohnern bis 2050 wird Wien eines der dynamischsten Ballungsgebiete in Europa bleiben.

Ohne den Großraum Wien wird Österreich die Klimaziele nicht erreichen können. Dekarbonisierung ist daher eine gemeinsame Kraftanstrengung. Alle gesellschaftlich relevanten Player müssen an einem Strang ziehen – Bund, Länder, Städte und Gemeinden, aber auch Wirtschaft und Industrie.

 

Wie arbeitet die Stadt mit diesen Stakeholdern zusammen (Wirtschaft, Wissenschaft, Medien)

Wir arbeiten mit allen gut zusammen, wir sind der Motor für den Klimaschutz in der Region, binden die Bevölkerung natürlich aktiv ein, denn klar ist: jeder muss seinen Beitrag leisten!

 

Ist Wien in der „Cooling Cities Initiativwelt“ : Vorreiter, Mitgestalter oder Nachzügler 

Wir sind sicher Vorreiter, die vielen Maßnahmen habe ich schon ausführlich aufgezählt und wir bleiben natürlich dran, denn es gibt keinen Grund, die Hände in den Schoß zu legen!

 

Was sind Ihre persönlichen „Cool Down Maßnahmen“ an besonders heißen Tagen?

Ich liebe die Alte Donau – sie ist für mich das Top Freizeitparadies und eine herrliche Möglichkeit, sich kostenlos abzukühlen. Wir haben wie gesagt in ganz Wien 60 km freien Badewasserzugang und ganz besonders mag ich den ArbeiterInnenstrand, den wir vor einigen Jahren für alle geöffnet haben. In Wien kann sich jeder kostenlos erfrischen und abkühlen – im Gegensatz zu anderen Bundesländern privatisieren wir keine Ufer, sondern öffnen sie und das macht Wien so besonders!

 

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