Die Bundesregierung hat es sich zum Ziel gesetzt, das Land bis 2040 klimaneutral zu gestalten. Neben Industrie, Verkehr und Landwirtschaft spielt dabei auch der Bausektor für die Erreichung der Klimaziele eine gewichtige Rolle. Die ZIMA Unternehmensgruppe, einer der führenden privaten Immobilienentwickler im deutschsprachigen Alpenraum, und Kaufmann Bausysteme in Reutte gehen vor diesem Hintergrund einen ganz eigenen Weg: Das modulare Holzmassivbau-Konzept „purelivin“ soll zum Gamechanger in Richtung klimapositiver Wohnbau der Zukunft werden.

Herr Nußbaumer, eingangs direkt eine provokante Frage: Bauen wir noch zeitgemäß?

Eine provokante, aber auch sehr wichtige Frage. Während sich andere Branchen wie beispielsweise die Automobilindustrie rasant im Bereich Standardisierung, Automatisierung und Digitalisierung weiterentwickeln, hat sich das Planen und Bauen in den letzten 100 Jahren kaum verändert. Mit Building Information Modeling – kurz BIM – und 3D wurden zwar innovative Instrumente in die Planung implementiert, im konventionellen Bauen planen wir dennoch jedes Mal einen Prototypen und bauen viel zu aufwändig. Die Gebäude sind darüber hinaus de facto nicht recyclingfähig. Und ein nicht ganz unwichtiges Detail am Rande: Der Bausektor ist insgesamt für mehr als ein Drittel der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich.

Mit ihrem modularen Holzmassivbau-Konzept purelivin versuchen Sie eine Trendwende proaktiv mitzugestalten…

Wir sind fest davon überzeugt, dass die Zukunft des Wohnbaus modular, seriell vorgefertigt und in Holz ist. Ressourcenknappheit, Klimaerwärmung, steigende Baukosten, lange Bauzeiten, mangelhafte Ausführung: Mit purelivin können wir die meisten Herausforderungen auf einen Schlag lösen. Modulares Bauen mit Holz ist schneller, präziser, nachhaltiger und in herausragender Qualität. Damit können wir einen maßgeblichen Beitrag zu einer klimafreundlichen Zukunft leisten, ohne dabei die immer höher werdenden Ansprüche an qualitativen Wohnraum aus dem Blick zu verlieren.

Alexander Nußbaumer, CEO und Inhaber der ZIMA Holding AG. © purelivin.net

Stichwort Nachhaltigkeit: Was genau kann der Holzbau zum Klimaschutz beitragen?

Im Vergleich zu Stahl oder Beton ist Holz ein natürlich nachwachsender Baustoff – alle sieben Sekunden wächst quasi eine purelivin Wohnung nach. Zudem kann Holz am Ende eines Lebenszyklus wiederverwertet und einer neuen Nutzung zugeführt werden. In Kombination mit der seriellen Vorfertigung profitiert man von kurzen Bauzeiten, reduziert Immissionen vor Ort auf ein Minimum und schafft Wohneinheiten, die durch den Baustoff Holz sogar CO2 binden, statt es zu verursachen.

Wie genau funktioniert das Modulkonzept von purelivin?

purelivin basiert auf einem klaren, einfach zu skalierenden Bauprinzip: Die Basismodule können beliebig zu 1- bis 4-Zimmer-Wohnungen zwischen 22 und 74 m² nach dem Prinzip „Plug & Play“ kombiniert werden. Die einzelnen Grundrisstypen sind dann beliebig zu unterschiedlichen Baukörperformen und -größen kombinierbar. Dabei ist nahezu jeder gewünschte Wohnungsmix im Regelgeschoss möglich. Es ist also keineswegs so, dass es dann nur noch Einheitsbrei in der Architektur gibt. Durch die Standardisierung ergeben sich wesentliche Zeit- und Kostensparpotenziale in der Planung mit BIM. So muss nicht jedes Gebäude von Grund auf neu gedacht und erfunden werden.

Haben Sie hier schon erste Referenzprojekte umgesetzt?

 Ja, im letzten Jahr konnten wir bereits zwei Vorzeigeprojekte erfolgreich abschließen und fristgerecht an die Bauherren bzw. die neuen Mietern übergeben. In Judenburg entstanden insgesamt 20 Mietwohnungen (2- und 3-Zimmer) aus insgesamt 58 Modulen. Von der Modul-Fabrik in Kalwang wurden die qualitätsgesicherten Module auf die Baustelle geliefert und in nur vier Tagen montiert. Im vorarlbergischen Schruns haben wir 15 Mietwohnungen mit Kaufoption in klimapositiver purelivin-Holzmodulbauweise realisiert. Die vorgefertigten 36 Module konnten hier in nur drei Tagen verbaut werden. In dem verbauten Holz des Projekts wurden rund 380 Tonnen CO2 dauerhaft gespeichert. Weitere Wohnbauprojekte zwischen Wien und Berlin sind in Vorplanung. 

In Schruns wurden rund 380 Tonnen CO2 dauerhaft in dem verbauten Holz gespeichert. © purelivin.net

Welches Potenzial sehen Sie in Ihrem Modulbaukonzept für die Zukunft?

Auch wenn wir mit purelivin unsere Wohnraummodule schon fast in Automobilmanier in eigens dafür erbauten Modul-Fabriken vorfertigen, stecken wir in Sachen Automatisierung noch in den Kinderschuhen. Derzeit erfolgt die Produktion noch überwiegend in Handarbeit, dafür allerdings in herausragender Qualität. Der nächste logische Schritt ist die Implementierung der Themen Automatisierung und Robotik – so können wir die Fertigungsprozesse maßgeblich beschleunigen. Und das ist auch wichtig, denn der Bedarf an qualitativ hochwertigem Wohnraum wird kontinuierlich steigen. Auch das Thema Klimaschutz wird uns so schnell nicht verlassen: Nachhaltigkeit ist und bleibt das Schlagwort unserer Zeit. Die Notwendigkeit einer klimapositiven Lösung im Bausektor ist also größer denn je – und mit der modularen Holzbauweise von purelivin haben wir sie eigentlich schon parat.

Willkommen in der Zukunft.
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