Gemeinsam mit dem Flughafen Wien, FACC und der Austro Control lud die Austrian Roadmap2050 gestern am VIP Terminal des Flughafen Schwechat zu einem Future Talk zum Thema „Air Travel“. In einem breiten Dialog von Industrie, Flugsicherung, Airlines, Experten und dem Flughafen Wien wurde über die Zukunft der Luftfahrt diskutiert.

Darf man noch fliegen?

In Zeiten von FridaysforFuture und steigendem Klimabewusstsein in Gesellschaft und Bevölkerung steht oft auch das Fliegen in der Kritik. Doch ist Fliegen wirklich so klimaschädlich? Und wer kann einen Beitrag für ökologischere Luftfahrt leisten? Diesen Fragen stellten sich vier Vertreter aus den Bereichen Flugverkehr, Flugzeugkomponentenherstellung und Flugsicherheit.

Die Flughafen Vorstände Günther Ofner und Julian Jäger skizzierten zu Anfang die Herausforderungen und Prognosen aus der internationalen Luftfahrt.

„Wir müssen bis 2050 mit einer Vervierfachung des Luftverkehrs rechnen, denn neben steigendem Wohlstand wissen wir auch, dass weit über 80% der heute lebenden Menschen noch nie in einem Flugzeug gesessen sind“, führte Dr. Günther Ofner aus.

Trotz dieser Entwicklungen braucht es gleichzeitig einen Wandel, um nachhaltiger zu werden: „Wenn man etwas tun will, kann man den CO2-Ausstoß substituieren. Das kostet auf der Strecke zwischen Wien und Barcelona zum Beispiel 7 Euro. Leider machen dies aber nur wenige Leute. Aber natürlich ist die Branche gefordert, die Luftfahrt nachhaltiger zu gestalten, wie zum Beispiel durch synthetische Kraftstoffe, moderne Flugzeuge oder effiziente Abläufe am Boden und in der Luft.“, erklärte Julian Jäger, Vorstand Flughafen.

 

Foto: © Johannes Zinner The Future of Air Travel, Diskussionsveranstaltung der Plattform Austrian Road Map 2050. Von links: Robert Machtlinger, CEO, FACC; Valerie Hackl, Geschäftsführerin, Austro Control; Niko Pelinka; Julian Jäger, Vorstand, Flughafen Wien; Alexis von Hoensbroech, CEO, Austrian Airlines

„Am Flughafen Wien möchte man Vorreiter in Sachen Klimaschutz werden und seinen bestmöglichen Beitrag leisten. Der Flughafen Wien wird einer der ersten Verkehrsflughäfen sein, die CO2 neutral funktionieren. Wir gehen davon aus, dass wir in 2 Jahren soweit sind.“ führte Günther Ofner aus.

Nachhaltigkeit ist eine sehr komplexe und vielseitige Angelegenheit, die mit Einzelmaßnahmen schwer umzusetzen ist. Fliegen ist eine der größten Errungenschaften der Menschheit. Diese globale Mobilität steht für Weltoffenheit, Konnektivität und Freundschaft. Durch Wirtschaftswachstum und zunehmendem Wohlstand, vor allem auch in bevölkerungsstarken Ländern, wie China oder Indien, wird der globale Flugverkehr definitiv wachsen.
„Die Frage ist: Wie können wir das Fliegen klimaverträglicher machen? Wir haben keine alternative Antriebsart. 1l Kerosin entspricht 70 Kilo Batterie. Das heißt, ein Langstreckenflieger braucht in etwa 7.000 Tonnen Batterie – das ist natürlich nicht umsetzbar – wir brauchen also klimaneutrale Treibstoffe! Aber auch mit dem aktuellen Stand der Technik kann der Flugverkehr deutlich nachhaltiger werden. In Summe ist die Weltflotte nämlich sehr alt. Durch modernere Flugzeuge kann man Schadstoffe reduzieren.“ so der CEO der Austrian Airlines, Dr. Alexis von Hoensbroech.

Foto: © Johannes Zinner The Future of Air Travel, Diskussionsveranstaltung der Plattform Austrian Road Map 2050.

Robert Machtlinger, CEO der FACC, knüpfte an dieses Statement an und hebt nochmals hervor, dass bereits verfügbare Technologien den Luftverkehr deutlich nachhaltiger machen. Er führte dazu aus, dass man „20%-25% CO2-Ersparnis problemlos mit heute auf dem Markt verfügbaren Flugzeugmodellen erreichen kann. Denn verbesserte Aerodynamik und neue Triebwerkstechnologien machen diese Ersparnis möglich. Um hier noch besser zu werden, wünsche ich mir von der Politik Investitionen und Subventionen, um hier weiter große Fortschritte zu machen. Man darf nämlich nicht vergessen, dass die Entwicklung eines Flugzeuges etwa 30 Milliarden Euro kostet.“

Die Austro Control, die in Österreich für Flugsicherheit verantwortlich ist, leistet einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit und Effizienz im Flugverkehr. „Unser Hebel ist natürlich jener, die Streckenführung effizient durchzuführen und die Abläufe in der Luft so nachhaltig wie möglich zu gestalten.“ erklärte die Dr. Valerie Hackl, Geschäftsführerin der Austro Control.

Frau Dr. Hackl hat außerdem angesprochen, dass in der Klimadebatte, vor allem wenn es um das Fliegen geht, vieles verkürzt dargestellt wird. Denn der Luftverkehr macht in Österreich nur wenige Prozent der Emissionen aus. Serverlandschaften, um gehypte Themen, wie zum Beispiel Blockchain voranzutreiben und zu ermöglichen, verbrauchen deutlich mehr Energie und produzieren somit auch mehr Schadstoffe.

Zum Abschluss des Panels appellierte Flughafen Wien Vorstand Julian Jäger noch an die Politik: „Wenn man gesetzliche Regelungen ändern will, dann nur durch eine internationale oder europäische Lösung. Lokale Insellösungen funktionieren nicht – schaffen nur Ungleichheiten und Wettbewerbsnachteile.“

Foto: © Johannes Zinner The Future of Air Travel, Diskussionsveranstaltung der Plattform Austrian Road Map 2050. Von links: Niko Pelinka; Elisabeth Landrichter, Gruppenleiterin Luft, BMVIT; Roland Falb, Managing Partner, Roland Berger

Staugefahr in der Luft?

Die Zahl der Passagiere in der Luft steigt ständig – so auch die Zahl der Flieger und Airlines. Vor allem auch Billigairlines sorgen auf der Kurz- und Mittelstrecke für deutliches Passagierwachstum in der Luft. In den Sommermonaten, wenn Urlaubszeit ist, sind Flughäfen und Flugsicherung meist überlastet und es kommt zu Verspätungen und Ausfällen, weil es sowohl am Flughafen als auch in der Luft an Kapazitäten fehlt. Im zweiten Panel ging es vor allem um das Thema Drohnen und Flugtaxis.

„Wir haben bereits europaweit Stau in der Luft! Neben Nachhaltigkeit ist das Thema Kapazitäten die zweite große Herausforderung im Luftverkehr! Sowohl auf nationaler Ebene als auch auf europäischer Ebene ist aber bereits einiges passiert. Man hat Flugrouten angepasst, um gewisse Gebiete in Europa zu entlasten. Es gibt auch noch vorhandene Kapazitäten. Es geht jetzt darum, diese bestmöglich zu nutzen und genau hier muss man steuernd eingreifen.“ führt Elisabeth Landrichter, Gruppenleiterin Luft im Verkehrsministerium, aus.

Foto: © Johannes Zinner The Future of Air Travel, Diskussionsveranstaltung der Plattform Austrian Road Map 2050. Roland Falb, Managing Partner, Roland Berger

Prof. Dr. Falb, Managing Partner von Roland Berger, skizzierte den Drohnenbetrieb in den nächsten Jahren und erklärte:

„In 10 Jahren könnten Drohnen, zum Beispiel als Airport Shuttle zwischen Flughafen und umliegenden Stadtzentren, Verkehr sinnvoll abwickeln können.“

In Graz möchte man genau so eine Verbindung zwischen der Stadt und dem Flughafen testen, erklärte Wolfgang Malik, CEO Graz Holding und Präsident des österreichischen Aero-Club.
Prof. Dr. Falb erläuterte abschließend noch, dass es sich bei Drohnen nicht um ein Massentransportmittel handelt. Roland Berger geht in einer Studie davon aus, dass es im Jahr 2030 in etwa nur 10.000 Drohnen-Passagiere pro Jahr geben wird; im Jahr 2050 könnten es schon 100.000 sein.

Willkommen in der Zukunft.
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