Mobilität ist ein deutlicher Treiber des Klimawandels. Neben umfassenden technologischen Innovationen, wie Elektro-Mobilität oder biogenem Treibstoff, werden auch neue Organisationsformen von Mobilität und ein verändertes Mobilitätsverhalten aller notwendig, um die Klimaziele noch zu erreichen. Am Center for Mobility Systems des AIT werden die unterschiedlichen Faktoren klimafreundlicher Mobilität erforscht.

Der Verkehrssektor ist in Österreich der zweitgrößte Verursacher von Treibhausgas-Emissionen. Während andere Sektoren in den vergangenen dreißig Jahren ihre Emissionen senken konnten, verzeichnete der Verkehr sogar einen massiven Zuwachs von 66,7%. Damit auch Österreich die Verpflichtungen des Pariser Klimaabkommen erreichen kann, sind vor allem in diesem Sektor disruptive Veränderungen notwendig. Denn die bisherigen Maßnahmen reichen nicht aus, um die Emissionen wie geplant bis 2030 auf 15,7 Mio. Tonnen CO2-Aquivalente und bis 2050 sogar vollständig zu reduzieren.

© AIT

Klimagerechte Mobilität durch den Einsatz von Effizienz, Konsistenz und Suffizienz

Am Austrian Institute of Technology sind die ForscherInnen davon überzeugt, dass klimaverträgliche Mobilität durch das Zusammenspiel der drei Prinzipien Effizienz, Konsistenz und Suffizienz erreicht werden kann.

Effizienz meint das verbesserte Verhältnis von Ressourceneinsatz und erzielten Ergebnissen. Im Mobilitätskontext stellt zum Beispiel ein Antrieb mit geringerem Kraftstoffverbrauch eine Effizienzverbesserung dar. Das Prinzip stößt allerdings an seine Grenzen, da Effizienzsteigerungen allzu oft durch Rebound-Effekte verwässert oder sogar zunichtegemacht werden. So führte die Entwicklung sparsamerer Motoren in der Vergangenheit nicht zu Treibstoff-Einsparungen, sondern zum Verkauf leistungsstärkerer Autos, die in ihrem Unterhalt billiger wurden. Dennoch, eine effizientere Nutzung vorhandener Ressourcen durch Pooling und die Vermeidung von Leerfahrten bieten große Chancen. So könnten Leerfahrten von Linienbussen mittels On-Demand-Services beispielsweise vermieden werden.

Konsistenz hingegen setzt auf die Vereinbarkeit von Natur und Technik. So wird beispielsweise versucht, negative ökologische Auswirkungen des Straßenverkehrs durch den Einsatz biogener Treibstoffe zu unterbinden. Da Konsistenz-Maßnahmen keinen Konsumverzicht erfordern, erfreuen sie sich meist großer Akzeptanz. Allerdings bedürfen alternative Antriebsstoffe wie Wasserstoff und Batterie noch tiefergehender Forschung. Auch die Förderung aktiver Mobilität (Zu-Fuß-Gehen oder Fahrradfahren) sowie die Verlagerung des Personen- und Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene sind in diesem Zusammenhang zu nennen. Voraussetzung ist eine zukunftsorientierte Verkehrsinfrastruktur, die nachhaltige Mobilitätsformen erst ermöglicht.

Das Suffizienz-Prinzip verfolgt das Ziel einer ressourcenschonenden Lebensweise. Es fordert die Einschränkung des Ressourcenverbrauchs auf ein „ausreichendes“ Maß und orientiert sich dabei an den natürlichen Grenzen. Suffizienz zielt daher auf eine Änderung des menschlichen Mobilitätsverhaltens ab. Maßnahmen nach dem Suffizienz-Prinzip sind gesellschaftlich mitunter schwer umzusetzen, da sie einen Verzicht bzw. die Änderung von Konsummustern bedingen. Ein individuelles Mobilitätskonto zum Beispiel könnte für jede Person die maximal verträgliche Menge an Emissionen anzeigen, die in einem gewissen Zeitraum „verbraucht” werden kann.

„Neben den Grundvoraussetzungen des Zugangs und der Nutzerfreundlichkeit der Alternativen muss vor allem erreicht werden, dass das Ausmaß und der persönliche Beitrag zu den CO2 Reduktionzielen erkannt werden. ,In 30 Jahren dürfen wir statt 22 Mio. T. CO2 Äquivalente nur noch 1,2 Mio. T. CO2 Äquivalente verursachen‘ sagt einem nicht viel, aber ,Wenn die CO2 Obergrenze von 2050 heute schon gelten würde, dürfte man auch mit einem Bioenergie-Elektroauto täglich nicht mehr als 3 km zurücklegen‘ macht die Tragweite für jeden im eigenen Alltag begreifbar.“ – Alexandra Millonig, Senior Scientist, AIT

Alexandra Millonig, Senior Scientist, AIT © AIT / Picture People

Neben neuer Technologien und umweltfreundlichen Treibstoffen, kommt es also vor allem auch auf unser persönliches Verhalten an. Die ForscherInnen am Center for Mobility Systems des AIT leisten dazu einen entscheidenden Beitrag, indem sie die Technologien entwickeln, Handlungsalternativen aufzeigen und Antworten liefern.

AIT – Center for Mobility Systems

Am Center for Mobility Systems forschen rund 100 MitarbeiterInnen an Lösungen für die Mobilität der Zukunft. Im Sinne eines ganzheitlichen Ansatzes werden Personenmobilität, Güterlogistik und Transportinfrastruktur behandelt, wobei Effizienz, Sicherheit und ökologische Nachhaltigkeit im Fokus der Forschungsarbeit stehen.

In der kürzlich erschienenen Publikation „Nachhaltig, Sicher & Digital: Perspektiven für ein menschenzentriertes Mobilitätssystem“ werden Perspektiven für ein ganzheitliches Mobilitäts-Ökosystem dargestellt. Anhand der Themenfelder Digitalisierung, klimaverträgliche Mobilität, Sicherheit für alle VerkehrsteilnehmerInnen, Effizienz & Resilienz sowie zuverlässige Transportinfrastruktur geben die ExpertInnen Einblick in die verschiedenen Faktoren, die die Mobilität der Zukunft bedingen.

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