Es läuft der fünfte Tag des Weltklimagipfels COP26, bei dem rund 200 Staaten über den Kampf gegen den Klimawandel entscheiden. Ein Ergebnis: 18 Staaten haben sich erstmals zu einem Kohleausstieg verpflichtet. Die bisherigen Ankündigungen im Überblick.

Mit etwas Verzögerung hat am Sonntag die Weltklimakonferenz im schottischen Glasgow nun offiziell begonnen. Unter dem Vorsitz von Großbritannien verhandeln Regierungsvertreterinnen und -vertreter aus rund 200 Staaten zwei Wochen lang über eine ambitioniertere globale Klimapolitik. Der britische Premierminister Boris Johnson forderte vor der Eröffnung mit Nachdruck zum Kampf gegen den Klimawandel auf. „COP26 ist der Moment der Wahrheit für die Welt“, sagte Johnson am späten Samstagabend im Rom. Das Problem ist bekannt: Wie sollen es die Nationen dieser Welt schaffen, die globalen Temperaturen bis zum Ende des Jahrhunderts auf 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau zu halten? Die Erde hat sich im Vergleich zum vorindustriellen Niveau schon jetzt um etwa 1,1 Grad erwärmt – in Deutschland sind es bereits 1,6 Grad. In Paris hatte sich die Staatengemeinschaft vor sechs Jahren darauf geeinigt, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad, zu begrenzen.

Boris Johnson bei seiner Ansprache in Glasgow.  Foto: Karwai Tang/ UK Government

Es wird immer wärmer

Zu Beginn der Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow haben die Hoffnungen auf wirksame Schritte gegen die gefährliche Erderhitzung einen herben Dämpfer erhalten. Die führenden Wirtschaftsmächte konnten sich am Sonntag bei ihrem G20-Gipfel im italienischen Rom nicht auf ehrgeizige gemeinsame Klimaziele einigen. Die Abschlusserklärung enthält weder für die wichtige Kohlendioxidneutralität noch für den Ausstieg aus der Kohleverstromung ein konkretes Zieldatum.

Weltweiter CO2-Ausstoß fast wieder auf Vor-Pandemie-Niveau

Das Treffen gilt deshalb auch als entscheidend im Kampf gegen die Klimakrise. Die bisherigen Klimaschutzmaßnahmen in aller Welt kritisieren UNO, die Wissenschaft und Umweltverbände als unzureichend. Im Vorfeld gab es deshalb enorme Zweifel an einem Erfolg der Konferenz. Der Kampf gegen die Klimakrise ist am Sonntag auch Thema beim Gipfel der Staats- und Regierungschefs der G-20. Zwei wichtige Staatschefs sind in Rom nicht dabei, und sie fehlen Anfang der Woche auch in Glasgow: Der chinesische Präsident Xi Jinping und der russische Präsident Wladimir Putin reisten nicht an, offiziell wegen der Coronavirus-Pandemie. China ist der größte Produzent von klimaschädlichen Treibhausgasen, Russlands Wirtschaft fußt auf dem Export von Gas und Öl. Die G-20 steht für fast 80 Prozent des weltweiten Ausstoßes an Treibhausgasen. Als umso wichtiger galt eine Vorabeinigung der G-20 in Rom.

Taten statt Worte“ fordert Greta Thunberg. Foto: Matt Watts

„Taten statt Worte“ gefordert

In Glasgow gab es bereits vorab erste Proteste von Klimaschutzaktivistinnen und -aktivisten. Am Samstag zogen einige hundert Menschen durch das Stadtzentrum und hielten Plakate mit Slogans wie „Taten statt Worte“ und „Stoppt fossile Brennstoffe“ hoch. Auch die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg traf inzwischen in Glasgow ein. Angeführt wurde die Demonstration von Aktivisten der Klimaschutzbewegung Extinction Rebellion, die angekündigt hat, die größte Stadt Schottlands während der Klimakonferenz mit ihren Protestaktionen zum Stillstand zu bringen. Die Demonstration am Samstag war die bisher größte Protestkundgebung vor Beginn der COP26. Eine Großdemonstration ist für Freitag angekündigt, die Veranstalter rechnen mit bis zu 100.000 Teilnehmern. „Wir warten auf ehrgeizigere Maßnahmen“, sagte der belgische Demonstrant Dirk van Esbroeck. Die Teilnehmer der Konferenz müssten sich der „Dringlichkeit der Situation“ bewusst werden. Van Esbroeck und 20 weitere Mitglieder der Gruppe „Großeltern für das Klima“ waren mit dem Zug von Belgien in die schottische Hauptstadt Edinburgh gefahren und waren die letzten 75 Kilometer nach Glasgow zu Fuß gelaufen.

Wichtige Länder machen bei Kohleausstieg nicht mit

Beim Weltklimagipfel im schottischen Glasgow hat eine Zusage zum Ausstieg aus der Kohleenergie die Unterstützung wichtiger Länder wie China und den USA verfehlt. Trotzdem sprach der britische Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng am Donnerstag von einem „Meilenstein“. Er verkündete, „das Ende der Kohle“ sei in Sicht. Wie die Regierung des Gastgeberlandes weiter mitteilte, sagten mindestens 23 Staaten erstmals zu, den Betrieb ihrer Kohlekraftwerke auslaufen zu lassen und nicht in neue zu investieren. Darunter sind Staaten wie Polen, Vietnam und Chile. Mehr als 40 Länder bekannten sich zu einem kompletten Ausstieg aus der Kohle in den 2030er-Jahren für große Volkswirtschaften und in den 2040er-Jahren im Rest der Welt. Bedeutende Kohle-Nutzer wie China, die USA, Indien und Australien schlossen sich der Vereinbarung jedoch nicht an. Die Energiegewinnung durch Kohle ist der größte Einzelfaktor bei der Klimaerwärmung. Begrüßt wurde hingegen das Vorhaben von mehr als 20 Ländern und Institutionen, die Finanzierung fossiler Brennstoffe zu beenden und stattdessen in grüne Energien zu investieren.

Versprechen von 100 Staaten zur Kürzung des Methan-Ausstoßes

Die Internationale Energieagentur (IEA) wertet das Versprechen von rund 100 Staaten zur Kürzung des Methan-Ausstoßes als großen Schritt auf dem Weg zum Klimaziel. Wenn alle bisherigen Klimazusagen einschließlich der versprochenen Reduzierung des Methan-Ausstoßes erfüllt würden, könne die Erd-Erwärmung auf 1,8 Grad begrenzt werden, schreibt IEA-Chef Fatih Birol auf Twitter. Das habe eine IEA-Analyse ergeben. Das Klimaziel von Paris sieht eine Begrenzung der Erwärmung auf duetlich unter zwei Grad, möglichst auf 1,5 Grad vor. Methan (CH4) ist noch klimaschädlicher als Kohlendioxid (CO2). Rund 100 Staaten haben sich hinter eine Initiative der USA und der EU gestellt, bis 2030 den Methan-Ausstoß um mindestens 30 Prozent gegenüber 2020 zu senken.
Elf Jahre könnte die Welt noch leben wie bisher. Wenn sich CO2-Emissionen bis dahin nicht entscheidend reduzieren, ist das 1,5-Grad-Ziel nicht mehr erreichbar. Der neueste Trend des Treibhausgasausstoßes sollte für die Staaten alarmierend sein.

(bes)

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COP26

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