Anlässlich des Jubiläums „100 Jahre Frauen an der TU“ widmet sich Gastautorin Stefanie Gründl dem Megatrend „Female Shift“. Vieles deutet darauf hin, dass die Zukunft weiblich ist, doch wie sieht die Realität in Österreich aus? Eine Bestandsaufnahme.

 

Arbeitswelt im Wandel

Die Arbeitswelt befindet sich in einem radikalen Wandlungsprozess: Neue technologische Möglichkeiten (Stichwort: Digitalisierung), junge, aufgeklärte, bestens ausgebildete Menschen sowie die weltumspannende Vernetzung und zunehmende Komplexität von Organisationsstrukturen. Diese neuen Anforderungen in der Arbeits- und Unternehmenswelt seien, so Expertinnen und Experten, mit einem traditionell männlich konnotierten Führungsverhalten nicht vereinbar.

Provokanter formuliert es Microsoft Schweiz Geschäftsführerin Petra Jenner in ihrem Buch Mit Verstand und Herz: „Unsere Wirtschaft wird langfristig ausbrennen und scheitern, wenn sie weiter vorwiegend von Männern geführt wird!“ Sie appelliert an Unternehmen, endlich veraltete Strukturen zu verlassen und von weiblichen Führungsqualitäten zu profitieren.

Megatrend Female Shift

Female Shift ist ein Megatrend. Die Zukunft ist weiblich. Geht es nach dem deutschen Zukunftsforscher Matthias Horx, erobern Frauen die Arbeitswelt. Ein prominenter Unterstützer und Verfechter dieser Meinung ist Wirtschaftsphilosoph Anders Indset. Als aktuell einer der meist gefragten Keynote-Speaker in Europa, vertrauter Sparring-Partner internationaler CEOs und führender Politiker, gibt er unmissverständlich zu verstehen: “Frauen sind eine Wirkkraft des Wandels. Frauen können alles besser als Männer: Sie sind bessere Vertrieblerinnen, besser im Verhandeln, besser in der Führung. Das einzige, was sie nicht so gut können, ist, sich gegenseitig zu unterstützen und nach vorne zu bringen. Hinzu kommt: 90 Prozent der Kaufentscheidungen werden von Frauen getroffen. Und was machen wir? 80 Prozent Männer kreieren Produkte, die 90 Prozent Frauen kaufen sollen.“

Frauen befinden sich auf der Überholspur – und werden hierzulande immer noch gekonnt ausgebremst. Aus Vorstands- und Direktionsetagen hört man: „Female Leadership wird seit 20 Jahren diskutiert, immer und immer wieder, ohne dass sich was verändert – it bores me to death.“ und „Ich habe den Eindruck, dass es in der Wirtschaft gar nicht gewollt ist, dass es female leadership gibt, sondern eigentlich diejenigen erfolgreich sind, die die männlichen Spielregeln befolgen.“

Frauen immer noch unterrepräsentiert 

Ein Blick auf Zahlen, Daten, Fakten beweist: Das Bildungsniveau von Frauen im Österreich ist so hoch ist wie nie zuvor. Laut Statistik Austria liegt sowohl der Anteil der Frauen mit einem Pflichtschulabschluss als auch mit einem akademischen Abschluss über jenem der Männer. Mit der Führung von Unternehmen werden aber nur wenige betraut.

Von 186 Vorständen der im Wiener Börsen Index gelisteten Unternehmen sind nur neun Frauen. Der Anteil der weiblichen Vorstandsmitglieder ging im Vergleich zum Vorjahr von 6 auf 4,8 Prozent zurück. Eine aktuelle Studie von Deloitte präsentiert ein ähnlich ernüchterndes Ergebnis: Die gleichen Karrierechancen wie ihre männlichen Kollegen haben Frauen nur in einem Fünftel der heimischen Unternehmen.

Stereotype Rollenbilder 

Als einen entscheidenden Faktor, der Frauenkarrieren bremst oder verhindert, identifizierte die Studie konservative Rollenbilder. Das bestätigt auch die Personalverantworliche eines etablierten Österreichischen Institutes, Diplomingenieurin und Mutter eines Sohnes, die lieber anonym bleiben möchte: „Stereotype Bilder sind in jedem sehr tief verankert. Eigenschaften, die wir mit Führungskräften assoziieren, sind heute nach wie vor dem männlichen Geschlecht zugeschrieben.“

Dass von Frauen in Führungspositionen wesentlich mehr erwartet wird als von Männern in der gleichen Rolle, unterstreicht eine Untersuchung der Universität Salzburg. Dr. Tuulia Ortner, Projektleiterin der Abteilung Psychologische Diagnostik am Fachbereich Psychologie erklärt: „Um als Frau als Führungskraft wahrgenommen werden, muss sie teils widersprüchliche Anforderungen erfüllen. Einerseits soll sie ein gewisses Maß an männlich konnotierten Verhaltensweisen aufweisen, andererseits sich erkennbar als Frau geben – und das in einem ausgewogenen Verhältnis. Studien zeigen, dass Männer im Gegensatz dazu, auch mit rein maskulinen Führungsstilmerkmalen positiv wahrgenommen werden.“

Zum Schluss noch eine „gute“ Nachricht: Es war schon viel schlimmer! Ein technisches Studium durften Frauen im Jahr 1919 nur dann beginnen, sofern sie „ohne Schädigung und Beeinträchtigung der männlichen Studierenden nach den vorhandenen räumlichen und wissenschaftlichen Einrichtungen der einzelnen Hochschulen Platz finden.“

 

 

Roadmap2050 goes „Female Leadership“

Anlässlich des Jubiläums „100 Jahre Frauen an der TU Wien“ veranstaltet die Radmap2050 gemeinsam mit der TU Wien am 14. Oktober einen Future Talk zum Thema Female Leaderhip.

Wie gelingt es heimischen Frauen in ihrer Führungsrolle (neben Männern) zu bestehen? Welche Rolle übernimmt die Frau, welche der Mann? Gibt es tatsächlich einen Unterschied? Sollen Berufseinsteigerinnen versuchen, alles ty­pisch Weibliche abzulegen? Und welche Spielregeln müssen sie befolgen? Ist die Trennung und eine Pauschalisierung in weiblichen und männlichen Führungsstil noch zeitgemäß?

All diese und viele weitere Fragen diskutieren wir am 14. Oktober mit weiblichen Führungskräften – und einem Quotenmann. Save the Date!

Stefanie Gründl

…ist Gründerin der Unternehmensberatung HIVEwise. Sie ist davon überzeugt, dass der zeitgemäße Zugang zu Team- Projekt- und Unternehmensführung ein zentraler Teil ihres Erfolgsgeheimnisses ist. “Leadership” trennt nicht nach Geschlecht. Wichtig ist nicht, ob man Frau oder Mann ist, sondern ob man die Eigenschaften besitzt, die heute und in Zukunft gefragt sind. Mit ihren Teams arbeitet sie projektorientiert – auch länderübergreifend – in Netzwerkstrukturen zusammen, Co-Kreation und Partizipation wird täglich gelebt.

Willkommen in der Zukunft.
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