
Die drei Telekommunikations-Unternehmen A1 Telekom Austria, Drei Österreich und Magenta Telekom, maßgeblich für den Ausbau der digitalen Infrastruktur in Österreich verantwortlich, sprechen sich dafür aus, Technologieplattformen künftig an den Netzkosten in Form einer Gigabit-Infrastrukturabgabe zu beteiligen.
Die Anforderungen an die heimischen Netze in Form von Datenvolumen stiegen mit Pandemiebeginn temporär abrupt an und wuchsen seitdem kontinuierlich: Mittlerweile machen Videoinhalte 70-80% des Internetverkehrs aus. Insgesamt kann eine Steigerung von 50% des Datenverkehrs verzeichnet werden. Das Volumen des Datenverkehrs der drei Netzbetreiber stieg damit insgesamt von rund 5,6 Mio. Terabyte im Jahr 2019 auf rund 8,6 Mio. Terabyte im Jahr 2020 im Festnetz- und Mobilbereich an – ein Anstieg von über 50%. Sprachtelefonie macht am Gesamtverkehr nur noch einen geringen Anteil aus, während die Netzdimensionierungskosten insbesondere von Videodiensten getrieben werden. Laut Bewegtbildstudie 2021 der RTR streamen die Österreicherinnen und Österreicher bereits 52 Minuten täglich Videos aus reinen Online-Quellen. Bereits ein Viertel des täglichen Bewegtbildbedarfs wird online konsumiert.
Dieser wachsende Teil des Netzwerkverkehrs, der mit 50% den Löwenanteil des gesamten Datenverkehrs verantwortet, wird hauptsächlich von großen US-Streaming-Plattformen generiert und monetarisiert. Die laufenden Netzwerkinvestitionen dafür trägt der heimische Telekommunikationssektor und die privaten Haushalte über ihre Internettarife, während die großen bandbreitenhungrigen Streaming-Plattformen die Infrastruktur kostenlos nützen und kaum zur heimischen Wertschöpfung beitragen.
Es ist daher notwendig, so die CEOs von A1, Magenta und Drei, regulatorische Akzente Richtung faires Verursacherprinzip zu setzen, um die Beziehungen zwischen den globalen Technologiegiganten und dem digitalen Ökosystem in ein nachhaltiges Gleichgewicht zu bringen und nachhaltige Wertschöpfungskreisläufe sicherzustellen. Eine Gigabit-Infrastrukturabgabe nach dem Verursacherprinzip würde neben den Netzüberlastungskosten erstmals auch die gesamten sozialen Kosten des Datenverkehrs erfassen, insbesondere die durch CO2-Emissionen beim Energieverbrauch entstandenen Umweltkosten. Damit würden wichtige Impulse gesetzt werden, um mittelfristig sowohl Strombedarf als auch Netzressourcen unter Berücksichtigung der ökologischen Komponenten zu optimieren. Die angestrebte CO2-Neutralität des IKT-Sektors wird nur dann möglich sein, wenn die direkten und indirekten Kosten der Datenökonomie effizient nach dem Verursacherprinzip bepreist und damit verantwortet werden.
Knapp 700 Millionen Euro werden derzeit jährlich in die heimische Netzinfrastruktur investiert, bis zum österreichweiten 5G-Erlebnis im Jahr 2023 werden rund drei Milliarden Euro an privatem Kapital fließen. Beim Glasfaserausbau in Österreich geht man zusätzlich von einer Investitionslücke in Höhe von 5 Milliarden Euro aus.
Die drei CEOs und Vizepräsidenten des IKT-Branchenverbands Internetoffensive Österreich sind sich angesichts dieser Investitionsanforderungen einig, dass die bestehende Regulierung adjustiert werden muss, um ein ausgewogenes Wettbewerbsumfeld auszubalancieren, damit die politischen Rollout-Ziele auch wirtschaftlich sind und zeitnah umgesetzt werden können. Auch auf europäischer Ebene werden Stimmen nach einer proaktiven Wettbewerbspolitik und neuen Wegen bei der Finanzierung der digitalen Infrastruktur laut, um erfolgreich in globalen Datenräumen konkurrieren zu können und den Ambitionen nach digitaler Führerschaft und Souveränität der EU gerecht zu werden.
Marcus Grausam, CEO A1 Telekom Austria: „Um den flächendeckenden Breitbandausbau zu beschleunigen, sollte die Finanzierungslücke durch jene geschlossen werden, die von der digitalen Infrastruktur auch am meisten profitieren. Dieser Kostenbeitrag könnte zweckgewidmet direkt in den Breitbandausbau fließen und so zur Nachhaltigkeit des digitalen Ökosystems beitragen.“
Andreas Bierwirth, CEO Magenta Telekom Austria: „Damit digitale Investitionen in Österreich, aber auch in Europa, nachhaltig sind und heimische digitale Dienste gedeihen können, muss sichergestellt werden, dass Wertschöpfung dort gebunden wird, wo sie passiert. Wenn wir es nicht schaffen, ein faires Verursacherprinzip im Datenökosystem zu implementieren, dann degradiert sich Europa zum reinen Infrastrukturbereitsteller, bei dem die Bevölkerung für die Infrastrukturkosten aufkommt, und nicht jene Unternehmen, die sie auch verursachen.“
Rudolf Schrefl, CEO Hutchison Drei Austria: „Gerade die Pandemie hat gezeigt, dass die digitale Infrastruktur kritisch dafür ist, gesellschaftliche und wirtschaftliche Prozesse aufrecht zu erhalten – Österreich und Europa müssen mit proaktiver digitaler Standortpolitik das Investitionsklima verbessern, um die notwendigen privaten Investitionen zu stimulieren, die für den flächendeckenden Gigabit-Ausbau und ein nachhaltiges digitales Ökosystem essenziell sind.“
Die INTERNETOFFENSIVE ÖSTERREICH ist der Branchenverband der führenden Unternehmen im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) in Österreich und arbeitet im ständigen Austausch mit Stakeholdern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft daran, Österreich als Standort für IKT erfolgreich zu positionieren und die Digitalisierung voranzubringen.
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