Vollausbau des Wiental Kanals vom Ernst-Arnold-Park in Margareten bis Auhof – Schutz des Wienflusses vor Verschmutzung bei starkem Regen – Projektstart 2022, Inbetriebnahme bis 2028.

Am Donnerstag stellten Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky und die Bezirksvorsteher*innen von Margareten, Mariahilf, Meidling, Hietzing, Penzing und Rudolfsheim-Fünfhaus ein Infrastruktur-Großprojekt vor: der Wiental Kanal wird entlang von sechs Bezirken unter dem Wienfluss um rund neun Kilometer vom Ernst-Arnold-Park in Margareten bis Auhof im Westen Wiens verlängert. Erreicht wird damit: Verbesserung der Wasserqualität für den Wienfluss, Entlastung für das Kanalnetz bei Starkregen und die bestehenden Kanäle können effizient und sicher saniert werden. Die Planungsarbeiten laufen auf Hochtouren, im April 2022 starten die ersten Probebohrungen am Gaudenzdorfer Gürtel. Die Tunnelbauarbeiten beginnen 2024, die vollständige Inbetriebnahme ist für 2028 geplant.

„Der Vollausbau des Wiental Kanals ist eine wichtige Zukunftsinvestition zum Schutz der Umwelt. Starkregenereignisse, wie wir sie durch die Klimakrise häufiger erleben, sind eine hohe Belastung für unsere Gewässer. Mit dem Wiental Kanal schützen wir in Zukunft den Wienfluss vor Verschmutzung bei starkem Regen. Das ist nicht nur ein wichtiger Beitrag zum Gewässerschutz, sondern auch für die Lebensqualität und die Sicherheit der Wienerinnen und Wiener, die entlang des Wienflusses leben“, sagt Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky.

Mit dem Startschuss für den Vollausbau des Wiental Kanals wird eine weitere Maßnahme aus dem Regierungsprogramm der Fortschrittskoalition und des Wiener Klimafahrplans umgesetzt.

Neun Kilometer Gewässerschutz im Wiener Untergrund

Im Einzugsgebiet des Wienflusses entsorgen Kanäle das Abwasser aus 12 Bezirken, das macht rund ein Fünftel des Abwassers der Stadt aus. Regen verdünnt das Abwasser und es wird zu sogenanntem Mischwasser. Bei starkem Regen wird das überschüssige Mischwasser derzeit über 50 Entlastungsöffnungen entlang der bestehenden Kanäle in den Wienfluss ausgeleitet. Die Ausleitung entlastet das Kanalnetz und verhindert dadurch Überflutungen in den Bezirken. Gleichzeitig belastet es jedoch die Wasserqualität des Wienflusses. Mit dem neuen Wiental Kanal wird sich das ändern.

Zwischen 1997 und 2006 wurden von der Mündung in den Donaukanal flussaufwärts bereits 3,5 Kilometer Kanal in drei Bauabschnitten errichtet. Mit dem nächsten und längsten Bauabschnitt wird der Wientalkanal vom Ernst-Arnold-Park im 5. Bezirk bis nach Hietzing zum Skatepark in der Auhofstraße 255 um 9 Kilometer verlängert. Ab 2028 wird der Wiental Kanal auf einer Gesamtlänge von rd. 12 Kilometer den Wienfluss vor Verschmutzung schützen. Mit dieser Maßnahme wird die Wasserqualität noch einmal verbessert und übertrifft damit die die einschlägigen Vorgaben wie die der EU-Wasserrahmenrichtlinie und des Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplanes (NGP).

Wien Kanal Direktor Andreas Ilmer: „Wenn der neue Wiental Kanal in Betrieb ist, gehören die meisten Mischwasser-Entlastungen bei Regen der Vergangenheit an. Nur bei extremen Starkregenereignissen schützen wir uns durch Notentlastungen vor einer Überflutung. Mit unserem neuen Kanal können wir dann auch die vorhandenen Sammelkanäle links und rechts vom Wienfluss sanieren.“

Wichtige Voraussetzung für Sanierungsprogramm von Wien Kanal

Nicht nur der Wienfluss profitiert vom Wiental Kanal. Auch das bestehende Kanalnetz gewinnt durch die Maßnahme. Die Kanäle, die links und rechts neben dem Wienfluss die Abwässer transportieren, sind in die Jahre gekommen. Die notwendige Sanierung der Kanäle ist allerdings nur bei Trockenlegung möglich. Derzeit müsste das Abwasser während der Sanierung entweder direkt in den Wienfluss ausgeleitet oder sehr kostenintensiv und mit vielen Hindernissen an der Oberfläche umgepumpt werden. Diese Belastung für Mensch und Umwelt erspart der neue Wiental Kanal. Das Abwasser kann über einen längeren Zeitraum problemlos zur Kläranlage geleitet und die alten Sammelkanäle betriebssicher saniert werden. Damit wird das Sanierungsprogramm von Wien Kanal weiter vorangetrieben und ein wichtiger Beitrag zum hohen Standard der Wiener Abwasserentsorgung geleistet.

Eine moderne, hochqualitative und sichere Abwasserentsorgung ist ein wesentlicher Bestandteil der kommunalen Daseinsvorsorge. Czernohorszky: „In Wien setzen wir auf hohe Versorgungssicherheit und nachhaltige Entwicklung im Interesse der Wienerinnen und Wiener. Daher setzen wir die nötigen Maßnahmen, um die hohe Qualität dieser Dienstleistungen zu bewahren und auszubauen“.

Der Wiental Kanal vereint die Ziele Gewässerschutz, Betriebssicherheit und Daseinsvorsorge. Der Investitionsrahmen für dieses Infrastruktur-Großprojekt beträgt rund 200-250 Mio. Euro.

Innovative Tunnelbauweise: Beeinträchtigungen für die Wiener*innen werden möglichst geringgehalten

Die Stadt Wien verfolgt das Ziel, die Beeinträchtigungen durch das Großprojekt für die Bürgerinnen und Bürger so gering wie möglich zu halten. Die Arbeiten finden daher hauptsächlich im Untergrund statt. Der 9 Kilometer lange Kanal wird als Tunnelröhre mit einem Innendurchmesser von drei Meter errichtet. Er liegt tiefer als der Wienfluss und verläuft größtenteils entlang der linken Wienflussmauer.

Für den unterirdischen Teil setzt Wien Kanal auf eine Hightech-Tunnelbaumaschine, die gleichzeitig bohrt, abbaut und ausbaut. Vergleichbare Geräte wurden beim Eurotunnel zwischen Frankreich und England, dem Brenner-Basistunnel, der Pfändertunnel-Weströhre und dem Gotthard-Basistunnel eingesetzt.

Vom Startschacht auf der Grünfläche am Gaudenzdorfer Gürtel wird in zwei Richtungen durch den Wiener Untergrund gebohrt, bis die Ziele im Ernst-Arnold-Park im 5. Bezirk und am Skaterplatz Auhof im 13. Bezirk erreicht sind. An rund 50 Stellen muss dann das bestehende Kanalnetz umgebaut und an die fertigen Tunnelabschnitte angeschlossen werden.

Frühzeitige Information für Bürgerinnen und Bürger

Dort, wo das bestehende Kanalnetz an den neuen Tunnelkanal angeschlossen wird, muss aufgegraben werden. Diese Baustellen werden jeweils voraussichtlich einige Monate dauern. Die Stadt Wien setzt daher auf eine frühzeitige Information der Bürgerinnen und Bürger. Zu diesem Zweck soll am Gaudenzdorfer Gürtel noch bevor die Tunnelbauarbeiten beginnen ein Info-Center eingerichtet werden.

„Der Vollausbau des Wiental Kanals ist ein wichtiges Zukunftsprojekt für Wien. Die frühzeitige und transparente Information über den Ausbau des Wiental Kanals wird wesentlich dazu beitragen, dass die Anrainer*innen und die lokalen Unternehmer*innen das Projekt mittragen. Es ist unser gemeinsames Anliegen, die Verlängerung so rasch und effizient wie möglich umzusetzen“, betont Bezirksvorsteherin Silvia Jankovic.

„Eine konventionelle Baustelle in offener Bauweise würde ein Vielfaches an Belastungen für die Bevölkerung auslösen. Mit der gewählten Tunnelbauweise hat die Stadt Wien einen innovativen Weg gewählt, der den Wiener*innen viel Zeit und Lärm ersparen wird. Trotzdem wird es Baustellen auch an der Oberfläche geben und es braucht eine besonders gute Koordination und Kooperation. Es war mir daher wichtig, dass die Bezirke frühzeitig eingebunden werden“, sagt Bezirksvorsteher Markus Rumelhart.

Klimagerechte Instandsetzung der benötigten Oberflächen

Großes Augenmerk wird auf die klimagerechte Instandsetzung der benötigten Oberflächen gelegt. Dort wo aufgegraben wird, soll der Bestand verbessert werden. Die Gestaltung wird mit Einbindung der BürgerInnen geplant.

„Der neue Wiental Kanal wird die Lebensqualität in Wien weiter verbessern. Durch die Bauarbeiten wird es aber auch auf Grünflächen wie dem Gaudenzdorfer Gürtel zu großen Beeinträchtigungen kommen. Gemeinsam werden wir darauf achten, dass der jetzige Zustand nach den Arbeiten bestmöglich wieder hergestellt wird“, betont Bezirksvorsteher Wilfried Zankl.

„Ein angenehmer Aufenthalt direkt am Wasser für Erholungssuchende und für Benützer*innen des Wiental-Radwegs wird auch in Zukunft noch sicherer möglich sein. Durch den Wiental Kanal wird Hochwasserschutz auf höchstem Niveau gewährleistet und die Stadt ist somit auch für Starkregenereignisse entlang der Wien gut gerüstet“, betont Bezirksvorsteherin Silke Kobald.

Bezirksvorsteherin Michaela Schüchner ergänzt: „Der Wienfluss ist ein beliebtes Erholungs- und Freizeitgebiet für die Bewohner*innen der angrenzenden Bezirke. Ich freue mich, dass mit dem Wiental Kanal ein Großprojekt in Angriff genommen wird, um den Wienfluss langfristig zu schützen. Damit werden die Voraussetzungen für weitere Schritte der lebenswerteren Gestaltung des Wientals geschaffen.“

„Der Wiental Kanal wird einen sehr wichtigen Beitrag zum Gewässer- und Umweltschutz leisten. Es wurde großer Wert daraufgelegt, möglichst wenig aufgraben zu müssen. Dort, wo es sich nicht verhindern lässt, werden wir gemeinsam mit der Stadt darauf schauen, dass die Oberflächen klimagerechter und noch lebenswerter gestaltet werden“, so Bezirksvorsteher Gerhard Zatlokal.

Unter diesem Link finden Sie ein Erklär-Video: https://www.wien.gv.at/video/3371/Wiental-Kanal-Vollausbau

Über Wien Kanal

Mit einer Leitungslänge von mehr als 2.500 Kilometer ist Wien Kanal Österreichs größter Kanalnetzbetreiber. Täglich wird etwa eine halbe Milliarde Liter Abwasser von 1,9 Millionen Menschen und 170.000 Gebäuden sicher und umweltgerecht zur Kläranlage in Simmering transportiert.

Rund 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter halten das Kanalnetz funktionsfähig und sauber. So werden zum Beispiel tägliche zwischen 15 und 20 Tonnen abgelagertes Material aus den Kanälen geräumt, um den Abfluss zur Kläranlage zu garantieren. 99,8 Prozent aller Haushalte in Wien sind an das städtische Kanalnetz angeschlossen. Das Wiener Kanalnetz wächst jährlich um rund zehn Kilometer. Mehr als 700 Kanalbaustellen werden jedes Jahr zur Erhaltung und Reparatur des öffentlichen Kanalnetzes durchgeführt. Durchschnittlich fünf Kilometer Kanal werden unterirdisch, also nahezu aufgrabungsfrei saniert. Unterirdisch sind auch die Roboter von Wien Kanal unterwegs. Alleine im vergangenen Jahr haben sie mehr als 200 Kilometer im Abwasserlabyrinth zurückgelegt und die Rohre auf Beschädigungen untersucht.

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