
Die aktuelle Corona-Krise hat auch Auswirkungen auf die Immobilienbranche. Daniel Jelitzka, Geschäftsführer von JP Immobilien, spricht mit der Roadmap über Krisenmanagement, Digitalisierung und Trends in den eigenen vier Wänden.
Wie schätzen Sie die Gesamtsituation ein – also in puncto Krisenmanagement auf Unternehmensseite sowie in den Auswirkungen für jeden Einzelnen?
Die gesamtheitlichen Auswirkungen der Corona-Krise können – wenn auch nur ansatzweise – erst mit deren Ende abgeschätzt werden. Die wichtigsten Herausforderungen unternehmerseitig sind sicher den operativen Betrieb und die Liquidität soweit es geht aufrechtzuerhalten. Zudem gilt es, im Rahmen einer unternehmerisch gelebten (Sozial-)Partnerschaft alle Mitarbeiter auch in schwierigen Zeiten zu halten.
Die Auswirkungen sind auch für jeden Einzelnen enorm, da viele mit „gekürzten“ Einkommen zu rechnen haben und im schlimmsten Fall sogar arbeitslos werden. Der Großteil kann es sich nicht leisten, über mehrere Monate kein oder nur ein gekürztes Einkommen zu haben, sodass die privaten Reserven über das Maß beansprucht werden. Diese außernatürliche Belastung führt dazu, dass der private Konsum als tragende Säule der Wirtschaft zurückgehen wird. Dadurch wird es auch mittelbare Auswirkungen auf den Einzelhandel und in weiterem Sinne auf gewerbliche Immobilien haben.
Welche Rolle spielt hier die Digitalisierung nicht nur arbeitstechnisch, sondern generell auch im Wohnbereich?
Das durch die Krise bedingte Social Distancing und Arbeiten im Homeoffice hat natürlich die Digitalisierung positiv „beschleunigt“. Viele Unternehmen waren gezwungen, binnen kürzester Zeit Heim- bzw. mobile Arbeitsplätze für ihre Mitarbeiter einzurichten, um den Betrieb weitestgehend aufrecht zu erhalten. Die Lernkurve in dieser Hinsicht war sowohl bei den Unternehmen als auch bei deren Angestellten sehr steil. Das Arbeiten in virtuellen Besprechungsräumen und in Konferenzen oder über digitale Plattformen, Pläne korrigieren und Dokumente abstimmen – das ist nun die Regel und war vor Corona definitiv die Ausnahme. Spätestens jetzt wurde klar, dass sich die Digitalisierung im Wohnbereich nicht nur auf Internet-Surfen und Netflix beschränkt.
© JPI
Durch die Corona-Krise arbeiten derzeit viele Menschen von Zuhause aus – wie müssen die eigenen vier Wände konzipiert sein, dass Homeoffice problemlos funktionieren kann?
Das Wichtigste ist ein zeitgemäßer Computer inklusive guter Internet-Verbindung, ein Headset und idealerweise ein großzügiger Schreibtisch. Bei einem Mehrpersonen-Haushalt ist definitiv ein Arbeitszimmer notwendig, um allfällige Nebengeräusche auszublenden und die Mitbewohner nicht zu stören. Grundsätzlich hat somit jede Wohnung das Potential, ein gutes Homeoffice zu sein.
Gibt es den idealen Wohnungsgrundriss? Wenn ja: Wie würde der ideale urbane Wohnungsgrundriss der Zukunft aussehen?
Natürlich gibt es den idealen Wohnungsgrundriss, nur muss den jeder für sich und seine Wohnsituation erst einmal selbst definieren. Es gibt jedoch einzelne Merkmale einer Wohnung, die sich viele Wohnungssuchende wünschen. Dazu zählen eine Wohnküche, separat begehbare Schlafzimmer, ein Gäste-WC, ausreichend Abstellflächen und zumindest eine verwendbare Freifläche wie Balkon oder Terrasse. Zusätzlich wünschen sich die meisten Menschen eine lichtdurchflutete Wohnung mit Ausblick, was im urbanen Raum hauptsächlich die oberen Stockwerken ermöglichen.
Für die Zukunft kann man eines jedenfalls feststellen: Aufgrund der sich zusehends wandelnden Lebensformen – u.a. auch die weiterhin stark steigende Zahl von Singlewohnungen – und unter dem Aspekt der Leistbarkeit wird die Wohnfläche in der Zukunft tendenziell kleiner. Umso wichtiger werden künftig smarte Grundrisse und eine effiziente Platznutzung sein.
Welche Mega-Trends kommen insgesamt auf den Immobiliensektor zu?
Der Mega-Trend Urbanisierung wird den Immobiliensektor in den nächsten Jahren intensiv beschäftigen. Hier sind Lösungen im Bereich der Mobilität, der Digitalisierung, des ökologischen und nachhaltigen Bauens sowie der Ressourceneffizienz gefragt. Diese Lösungsansätze werden sehr vielschichtig sein und benötigen ein Miteinander aller Beteiligten – von der Kommune über die Bauherren und Investoren bis hin zu den Bewohnern.
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