Im Zuge des ÖVG-Events Lessons Learned: Wie verändert COVID-19 unsere Mobilität?“ haben wir mit dem Wiener Standortanwalt Dr. Alexander Biach über Zukunftsinvestitionen und moderne Stadtgestaltung gesprochen.

Wie glauben Sie müssen wir unsere (Innen-)Städte gestalten, um den Menschen Sicherheit und Komfort bieten zu können und gleichzeitig die Wirtschaft zu unterstützen?

Oberste Prämisse muss sein, dass in den kommenden Monaten und Jahren viel Geld in die Infrastruktur investiert wird. Dazu gehört der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel und die neue Gestaltung der Grätzel. Beides schafft überdurchschnittlich viele Jobs und gleichzeitig Wertschöpfung während des Baus, außerdem bleibt der Standort Wien so langfristig wettbewerbsfähig. Ein attraktives und gut geplantes Wien ist für Anrainer lebenswert und sorgt bei Unternehmern für ein wirtschaftlich rentables Umfeld. Flaniermeilen und verkehrsberuhigte Räume, die zum Verweilen anregen schaffen etwa eine attraktive Möglichkeit zum Einkaufen sowie Konsumieren – das hilft dem heimischen Handel und der Gastronomie. All das ist ein Garant für Wohlstand. Und dieser Wohlstand ist essentiell für das Sicherheitsgefühl in unserer Stadt.

Wie sieht für Sie das urbane Mobilitätskonzept der Zukunft aus?

Ein intelligentes Zusammenwirken der unterschiedlichen Verkehrssektoren ist wichtig. Ob auf Schiene oder Straße, im Wasser oder in der Luft,  beim motorisiertem Individualverkehr oder öffentlichen Verkehrsmitteln: Es muss verstärkt auf eine gute Abstimmung gesetzt werden und Umsteige- oder Umladeknoten geschaffen werden, um ein reibungsloses Miteinander zu gewährleisten. Auch die Digitialisierung bietet hier Chancen, um das Potenzial von kombiniertem Verkehr zu öffnen und weitere Schnittstellen zu schaffen.

Sollte man in Sachen Mobilität mehr Fokus auf Klimaschutz legen?

Das ist nicht nur eine Frage des Sollens, sondern auch des Müssens. Klimaschutz und Ressourceneffizienz ist sind Notwendigkeiten. Die EU-Klimaziele besagen zudem ganz klar, dass wir bis 2030 36 Prozent der Treibhausgasemissionen gegenüber 2005 einsparen müssen. Alleine im Verkehrsbereich bedeutet das Einsparungen von 8,4 Millionen Tonnen an CO2 und anderer Treibhausgase.

©: Weinwurm

Was sind für Sie wichtige Maßnahmen für den Standort Wien um die Konjunktur in der aktuellen Situation anzukurbeln, aber auch einen Mehrwert für die WienerInnen zu schaffen? 

Für viele öffentlichen Bau- und Sanierungs-Projekte hat der Standortanwalt die Wertschöpfung berechnet und prognostiziert Positives. So werden in den kommenden Jahren allein in Wien durch die Investition von sechs Milliarden Euro – etwa in den Ausbau der Öffis, in Gesundheitsprojekte oder in die Modernisierung des öffentlichen Raums – rund 46.000 Jobs geschaffen. In Gesamt-Österreich werden es gar mehr als 71.000 Jobs sein. Die Investitionen lösen Rückflüsse an Steuern und Abgaben aus und finanzieren sich damit teilweise selbst. Allerdings benötigen Projektwerber bei manchen Vorhaben einen langen Atem, denn die Verfahren dauern oft viele Jahre. Um hier schnell wichtige Projekte voranzutreiben, braucht es ein Bekenntnis zur Wirtschaft, indem man diese Verfahren beschleunigt.

Wo kann man bei Investitionen jetzt 2 Fliegen mit einer Klappe schlagen? Klimaschutz und Wirtschaftswachstum?

Klimaschutz und Wirtschaftswachstum schließen sich nicht aus – ganz im Gegenteil. Zeitgemäße Projekte haben auf beides positive Effekte. Ein gutes, sehr wienerisches Beispiel ist etwa der Ausbau der Straßenbahninfrastruktur. In Wien wird in den kommenden Jahren das Straßenbahn-Netz ausgeweitet. Inklusive der bereits realisierten Erweiterung der Linie D will die Stadt Wien bis 2029 bis zu 860 Mio. Euro in den Straßenbahn-Ausbau investieren. Mit dem Team des Wiener Standortanwalts haben wir die positiven volkswirtschaftlichen Effekte dieses Ausbaus berechnet. Dieser schafft 5.300 Jobs in Wien und 4.300 im Rest von Österreich. Außerdem tragen die Straßenbahn-Projekte mehr als 1 Mrd. Euro zusätzlich zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei, 540 Mio. Euro entfallen dabei auf das Wiener Bruttoregionalprodukt. Das eindeutige Fazit: Umweltfreundlicher Öffi-Ausbau und gleichzeitig ein wichtiger Hebel, um die Konjunktur anzukurbeln.

Wird die Coronavirus-Krise in Wien bzw. Österreich mit einer Impfung beendet sein?

Die Coronavirus-Krise ist ja leider weit mehr als eine Gesundheitskrise. Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind massiv und viele brachliegenden Branchen werden lange brauchen, um sich zu erholen. Die Impfung ist darum wichtig, aber wird nur der erste Schritt eines langen Weges sein.

Aber Sie sind optimistisch?

Ja, Österreich und Wien haben sowohl im Gesundheitsbereich, als auch im wirtschaftlichen Bereich eine gute Ausgangsposition. Mit gut durchdachten Investitionen, mutigen Zukunftsvisionen und Zusammenhalt werden wir diese Krise meistern.

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