
Im Juni dieses Jahres belegte AbbVie bei „Great Place To Work®“ den 1. Platz der besten Arbeitgeber Österreichs (Kategorie M der Unternehmen mit 100 bis 249 Mitarbeitenden). Mag. Ulrike Weiß, Human Resources Director bei AbbVie Österreich, stand der Redaktion der Austrian Roadmap2050 in einem Interview Frage und Antwort.
Redaktion: Was macht Sie zu einem der besten Arbeitgeber dieses Landes und wie wird „New Work“ bei Ihnen gelebt?
Ulrike Weiß: Wir entwickeln uns stetig weiter. Wir machen seit neun Jahren jedes Jahr bei Great Place to Work® mit und sind seit acht Jahren immer in den Top 10 der besten Arbeitgeber:innen. Wir nehmen das Feedback unserer Mitarbeitenden sehr ernst und hören genau hin, was sie gerne verändert bzw. verbessert hätten. Daraus gestalten wir Aktionspläne, die uns helfen Schritt für Schritt besser zu werden. New Work, wenn Sie darunter flexibles Arbeiten und Homeoffice verstehen, gibt es bei uns nicht erst seit Covid bzw. den Lockdowns. Ich will das an meinem eigenen Beispiel illustrieren: Ich bin seit Juni 2015 bei AbbVie und als ich gestartet habe, war meine jüngste Tochter erst in der ersten Klasse Volksschule. Ich habe damals schon einen Tag pro Woche im Homeoffice gearbeitet und an weiteren zwei Tagen habe ich das Office um 15.00 Uhr verlassen, damit ich sie von der Nachmittagsbetreuung pünktlich abholen konnte. Als meine ältere Tochter sehr krank geworden ist, konnte ich mir zwei Jahre später eine Auszeit nehmen, um bei ihr zu sein. Dieses Jahr war ich in den Sommermonaten für zehn Wochen in einem Sabbatical und konnte mir damit einen lang ersehnten Traum erfüllen. Alle unsere männlichen Mitarbeiter, die in den letzten Jahren Väter geworden sind, haben entweder einen Papamonat genommen oder sind auch zusätzlich in Väterkarenz gegangen. Das sollte eigentlich in der heutigen Zeit ganz normal sein und bei uns ist es das auch. Jeder unserer Mitarbeitenden hat ein Smartphone und einen Laptop, um mobil arbeiten zu können. „New Work“ wird bei uns gelebt – für das AbbVie-Team ist es daher nicht „New“.
Redaktion: Ihre Mitarbeiter:innen arbeiten drei Tage im Büro und können die zwei verbliebenen Tage im Work@Home verbringen. Wieso haben Sie sich für diesen Split entschieden und wie wichtig ist Office-Culture heutzutage noch?
Ulrike Weiß: Wir haben uns für diesen Split entschieden, da wir eine Matrixorganisation sind und hauptsächlich in Brand Teams arbeiten. Das bedeutet, dass unterschiedliche Funktionen für eine Marke bzw. einen Erkrankungsbereich zusammenarbeiten. Das erfordert sehr viel Kooperation, Abstimmung, Koordination und Entwicklung von gemeinsamen und kreativen Lösungen. Wenn man mehrheitlich alleine im Homeoffice arbeitet, dann braucht es für jede Frage, jeden Input ein Meeting, eine Nachricht. Sitzt man jedoch gegenüber im Office, dann bekommt man nicht nur sehr viel mehr von den Teammitgliedern mit, man kann auch kurz über den Tisch eine Frage stellen oder Feedback für eine Idee einholen. Für kreative Prozesse braucht es Teamspirit und physische Zusammenarbeit, damit die Ideen sprudeln, von Kolleg:innen aufgegriffen werden und auch gleich weiterentwickelt werden können. Auch das Onboarding für neue Kolleg:innen ist viel einfacher, wenn man drei Tage im Office ist, denn da gibt es immer jemanden, der einen unterstützen kann bzw. auf offene Fragen eine Antwort hat. Bei uns ist die Office-Kultur nach wie vor sehr wichtig und wir tun auch einiges dafür, dass unsere Mitarbeitenden diesen AbbVie-Spirit spüren und auch gerne ins Büro kommen.
Redaktion: Wie sehr fließt AbbVies Mission und Vision in den Recruiting-Prozess ein und was bedeutet „sinnstiftende Arbeit“ für Sie?
Ulrike Weiß: Die Mission und Vision, und noch viel mehr unsere AbbVie Ways We Work, sind unsere gemeinsamen Werte. Sie sind Teil des Recruiting-Prozesses, denn jede:r neue Mitarbeitende soll sich mit unseren gemeinsamen Werten identifizieren können und sie auch leben. AbbVie möchte mit seinen Therapien einen Unterschied im Leben von Menschen mit schwerwiegenden Erkrankungen machen und dazu braucht es ganz viel Engagement, Leidenschaft, und auch Mut, Entscheidungen zu treffen. Es gilt Möglichkeiten, die man erkennt, in die Tat umzusetzen. Diese Eigenschaften werden während des Recruiting-Prozesses hinterfragt. Sinnstiftende Arbeit bedeutet für mich, dass ich mich mit den Werten meines Unternehmens und den Produkten, die es herstellt, identifizieren kann. Also jeden Tag das Gefühl zu haben, dass die Tätigkeit dazu beiträgt, das Leben von Menschen besser zu machen.
Redaktion: Gerade Generation Y und Z informieren sich sehr ausgiebig über Ihren potenziellen Arbeitgeber: Was halten Sie von Bewertungsseiten wie Kununu und Employer Branding in den sozialen Median?
Ulrike Weiß: Employer Branding in den sozialen Medien ist heutzutage sehr wichtig, wenn man die besten Talente für sein Unternehmen gewinnen möchte. Wir wollen durch die Teilnahme an Great Place to Work®, an der Langen Nacht der Unternehmen oder in der Zusammenarbeit mit myAbility unseren Bekanntheitsgrad auch außerhalb der Pharmabranche erhöhen. Bewertungsseiten wie Kununu können Jobsuchenden helfen, einen Blick in ein Unternehmen zu werfen, um sich über die Unternehmenskultur bzw. die Werte zu informieren. Als HR-Verantwortliche weiß ich, dass man diese Bewertungen durchaus differenziert betrachten muss, die Positiven und noch viel mehr die Negativen. Denn jeder, auch wenn man keinen einzigen Tag in diesem Unternehmen gearbeitet hat, kann eine Bewertung und Meinung zum Unternehmen abgeben und da fragt man sich schon, wieviel Objektivität dann in so einer Bewertung steckt. Die Pharmabranche in Österreich ist überschaubar und man kennt sich oft. Hier ist es ratsam, mit mehreren Mitarbeiter:innen und ehemaligen Mitarbeitenden des Unternehmens zu sprechen, um sich ein Bild zu machen. Meiner Erfahrung nach machen das die meisten unserer Bewerber:innen auch so.
Mag. Ulrike Weiß © AbbVie
Redaktion: AbbVie ist in über 175 Ländern weltweit tätig: Wie unterscheidet sich HR, Karriere und Weiterbildung in Österreich von anderen Ländern?
Ulrike Weiss: AbbVie hat in Österreich rund über 160 Mitarbeitende, davon sind gut zwei Drittel im Innendienst und ein Drittel im Außendienst tätig. Das HR-Team ist vier Personen klein und wir sind sehr generalistisch organisiert, d.h. wir kümmern uns beispielsweise um Recruiting, Onboarding, um die Personalaus- und -weiterentwicklung, die Zeiterfassung, Vorbereitung der Personalverrechnung. Je nach Thema erhalten wir Unterstützung von Centers of Expertise aus unserer Region. In den meisten Fällen arbeiten und entscheiden wir autonom. Jeder aus dem HR-Team weiß über alles Bescheid – es hilft sehr, wenn man nebeneinander sitzt und daher können wir uns auch sehr gut vertreten. Trotz unserer überschaubaren Größe in Österreich können wir unseren Mitarbeitenden viele Karrieremöglichkeiten bieten – dazu gibt es zahlreiche tolle Beispiele. Sollte Österreich keine Möglichkeiten mehr bieten können, dann gibt es die Option sich in eine Rolle in der Area oder im globalen Team im Headquarter in Chicago/USA weiterzuentwickeln. Einige unserer Mitarbeitenden haben das in den letzten Jahren erfolgreich gemacht. Jede unserer offenen Positionen in Österreich wird auf unserer lokalen „Open Position List“, aber auch weltweit veröffentlicht und man hat die Chance sich darauf zu bewerben. Bei AbbVie in Österreich haben interne Bewerberinnen Vorrang vor externen Bewerbern, weil wir die Weiterentwicklung unserer Mitarbeitenden aktiv fördern wollen. Zusätzlich unterstützen wir mit einem „Referral Bonus“ in der Höhe von € 3.000,- Mitarbeiter:innenempfehlungen und ich kann Ihnen sagen, dass unsere bestehenden Mitarbeiter:innen sehr erfolgreiche Recruiter:innen sind und uns damit helfen, unsere offenen Positionen mit tollen Kandidat:innen zu besetzen.
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