Die Seestadt zeigt durch verschiedenste Vorzeigebeispiele, wie nachhaltige Energieversorgung in einem neuen Stadtteil einer Millionen-Metropole gelingen kann, und dient künftigen Stadtentwicklungen als Inspiration für innovative Energiestrategien. Dabei wird im „Urban Lab“ aspern Seestadt immer weiter gelernt und die Messlatte mit jedem Quartier höher gelegt.

Von Anfang an war den Verantwortlichen der Seestadt bewusst, dass der wachsende Stadtteil große Möglichkeiten für die Erforschung und Umsetzung neuer Technologien und Standards bietet. Einen Grundstein bildete der Entschluss, auf Gasthermen zu verzichten und stattdessen auf Fernwärme zu setzen, die in Wien zunehmend dekarbonisiert wird. Dazu wird die große Geothermie-Anlage der Wien Energie, die ab dem kommenden Jahr am Rand der Seestadt realisiert wird, maßgeblich beitragen. Heißes Wasser aus drei Kilometern Tiefe soll hier ab 2026 für CO2-freie Fernwärme für 20.000 Haushalte sorgen.

Gerhard Schuster, Vorstandsvorsitzender der Wien 3420 © Aspern Seestadt

Zudem wird auch der Einsatz lokal produzierbarer Energie durch Photovoltaik, Solarpaneele, Wärmepumpen und umfassende Bauteilaktivierung immer weiter forciert. Weil es aber immer besser ist, Energie erst gar nicht zu verbrauchen, galten von Beginn weg für sämtliche Gebäude in der Seestadt strenge Vorgaben, die mit Hilfe des Total Quality Building Standard (TQB)  der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (ÖGNB) gemessen werden. Durch diese Maßnahmen hat die Seestadt erfolgreich den Ausstoß von Treibhausgasen reduziert.

CO2-freie Wärme und Kälte im „Kraftwerk Seebogen“

Im Quartier „Am Seebogen“ wurde kürzlich ein neues, besonders ehrgeiziges Projekt fertig: Durch die Kombination von Erdwärmesonden und Luftwärmetauschern wird im Anergienetz des „Kraftwerks Seebogen“ die CO2-freie Wärme- und Kälteversorgung für knapp 20.000 m² Gewerbe- und Wohnflächen möglich, die keine Mehrkosten für die  Bewohner verursacht. Die Stromversorgung für die Wärme- und Kälteproduktion wird wiederum fast vollständig von der Photovoltaik auf den Dächern abgedeckt.

Smart Charging in der Seestadt

Anhand mehrerer „Testbeds“ – also Immobilien im Betrieb – arbeitet die ASCR (Austrian Smart City Research) als Europas größtes und innovativstes Forschungsprojekt in diesem Bereich seit 2013 anhand der Themenfelder Smart Building, Smart Grid, Smart User und Smart ICT an der urbanen Energiezukunft. In der aktuellen Forschungsphase wird dabei auch die  intelligente Ladeinfrastruktur für E-Autos mitgedacht. Das Ziel ist, Ladevorgänge unter Berücksichtigung aller Netzrestriktionen zu  optimieren und dabei den Energiebedarf von E-Autos „user-gerecht“zu bewältigen. Die Forschungsteilnehmer:innen laden dazu in der Multifunktionsgarage „Seehub“ während des Projekts kostenlos mittels App ihre Fahrzeuge, „bezahlt“ wird mit den Echtdaten. Um die Gewinnung anonymisierter Daten ging es auch beim kürzlich abgeschlossenen Forschungsprojekt auf dem Baufeld D12. Hier wurden Bewohner:innen aktiv eingebunden, indem sie zum Beispiel eine Smart-Home-Control-App nutzen konnten, um ihren Verbrauch und ihr persönliches Nutzerverhalten zu optimieren und etwa die Temperatur zu Hause per Fernzugriff zu steuern. 

Klimafitte Standards für die Seestadt

Im Norden der Seestadt kommt mit „aspern klimafit“ in Zukunft ein neuer Gebäudestandard zum Einsatz. Er umfasst sechs Qualitätskriterien, die von effizientem Energieeinsatz bis hin zur erneuerbaren Energieversorgung reichen, und soll den CO2– Fußabdruck pro Bewohner:in um 4,6 Tonnen im Jahr reduzieren. Das Expert:innen-Team, das aspern klimafit entwickelte, arbeitet aber bereits wieder an strengeren Vorgaben, um sicherzustellen, dass die „graue Energie“ in den Gebäuden nachhaltig reduziert wird.

Lesen Sie mehr über die Seestadt in der aktuellen Ausgabe von workflow:

Moderne Arbeitswelten in der Seestadt

Passend zu diesem Thema:

Austrian Roadmap2050 Podcast Episode 6: Seestadt – Das multifunktionale Zentrum

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