Klimaschutzministerin Leonore Gewessler lud die heimischen Kapitäne der Infrastruktur- und Energiewirtschaft zum Roundtable. Im Mittelpunkt des Austauschs stand die Energiewende.

Die Zeit drängt. Bis 2030 will Österreich ganz auf Grünen Strom umstellen, bis 2040 will die Republik klimaneutral werden. Hinzu kommen die verschärften Maßnahmen der EU, den Green Deal bis 2050 umzusetzen.

Während hierzulande das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) noch mit einer Zweidrittelmehrheit im Parlament bestehen muss, kam es unterdessen zum Gipfeltreffen der wichtigsten Köpfe der heimischen Infrastruktur- und Energiewirtschaft. Klimaschutzministerin Leonore Gewessler lud zum CEO-Roundtable. Ziel der „Energie-Elefantenrunde“ war der Austausch hinsichtlich Potentiale, Chancen und konkrete Beschleunigungsfaktoren für und durch die Energiewende. Die Basis dafür soll eben das EAG schaffen.

 „Die Energiewende ist ein zentraler Baustein im Kampf gegen die Klimakrise. Und wir setzen sie um. 2030 werden wir in Österreich 100 Prozent unseres Stroms aus Erneuerbaren erzeugen“, so die einleitenden Worte der Klimaschutzministerin. Die wirtschaftlichen Chancen, die sich aus dem Umbau ergeben, will Gewessler nutzen: „Denn im Klimaschutz sind wir dann erfolgreich, wenn wir alle an einem Strang ziehen.“

CEOs vereint im Kampf gegen den Klimawandel

Zustimmung kam von ASFINAG-Vorstand Josef Fiala: „Der Ausbau von erneuerbaren Energien ist einer der Schwerpunkte in der Nachhaltigkeitsstrategie der ASFINAG. Wir forcieren erneuerbare Energieanlagen vor allem dort, wo der Energieverbrauch auf unserem Streckennetz am höchsten ist.“ Er verwies auf Tunnelanlagen sowie auf Verkehrsmanagementzentralen und Autobahnmeistereien. „Durch das EAG können diese Maßnahmen noch wirtschaftlicher vorangetrieben werden.“ Sein Vorschlag: „Als Partner von Energiegemeinschaften könnte die ASFINAG in Zukunft auch abseits der Autobahnen und Schnellstraßen wesentliche Beiträge zur Zielerreichung 2030 leisten.“

ÖBB-CEO Andreas Matthä hat der Klimakrise ebenfalls den Kampf angesagt: „Mit rund drei Terrawattstunden jährlich braucht der Bahnverkehr enorm viel Energie. Kommt dieser Bahnstrom aus erneuerbaren Energieträgern, wird er zum bedeutenden Hebel im Kampf gegen die Klimakrise.“ Die Bahnstromversorgung sei bereits zu 100 Prozent grün, auch dank Errichtung und Ausbau von betriebseigenen Photovoltaikanlagen. Matthä: „Wir werden in den kommenden fünf Jahren den Ausbau von Sonnen-, Wind- und Wasserkraft offensiv vorantreiben. Dafür werden die ÖBB rund 500 Millionen Euro investieren.“

WESTbahn-CEO Erich Forster ergänzte den Einsatz von Leichtbaufahrzeugen, „die die über ein langes Schienenfahrzeugleben geringere bewegte Tonnage auf den Geleisen und damit Energieeinsparung bedeuten.“ Hinzu kommt ein energieoptimierter Fahrplan, der „Fahrzeug-Höchstgeschwindigkeiten nur dann ausreizt, wenn es wirklich Sinn ergibt, aber nicht in Tunnels.“

Peter Weinelt, Generaldirektor-Stellvertreter, Wiener Stadtwerke verwies auf das EAG als solide Grundlage für Grünen Strom und auf 75 Prozent klimafreundliche Investitionen der Wiener Stadtwerke. „Aber wenn die Energiewende bis 2040 gelingen soll, müssen wir ganzheitlich denken im Sinne der Sektorkopplung und die Bereiche Mobilität und Heizen angehen.“

Wirtschaft ankurbeln, in Erneuerbare investieren & Trendwende einleiten

Eine halbe Milliarde Euro will etwa VERBUND in den Ausbau der bestehenden Pumpspeicherkraftwerke Limberg und Reißeck in Salzburg und Kärnten investieren, wie VERBUND-CEO Michael Strugl erläutert: „Es ist jetzt an der Zeit, die Wirtschaft anzukurbeln und Investitionen in den dringend notwendigen Ausbau der erneuerbaren Energien zu forcieren, die hohe heimische Wertschöpfung haben.“ Er will die Energiewende zu einem Erfolgsprojekt machen: „Zum nachhaltigen Wiederaufbau unseres Wirtschaftssystems und um unseren Planeten für nachfolgende Generationen lebenswert zu erhalten.“

Für Gerhard Christiner, Technischer Vorstand, Austrian Power Grid (APG) ist die „sichere Transformation in ein nachhaltiges Energiesystem das Gebot der Stunde. Neben dem beschleunigten Netzausbau bedarf es der Nutzung aller möglichen Flexibilitätsoptionen sowie eine gesamtsystemische Planung!“

Auch Post-Generaldirektor Georg Pölzl hat sich ganz dem Kampf gegen den Klimawandel als „größte Herausforderung unserer Zeit“ verschrieben: „Wir müssen hier alle einen Beitrag leisten, um die notwendige Trendwende zu erreichen.“ Nachhaltigkeit ist bei der Österreichischen Post bereits seit Jahren eine zentrale Säule in der Unternehmensstrategie. Seit 2011 werden alle Sendungen CO2-neutral zugestellt. „Wir werden bis 2030 unsere CO2-Emissionen um 40 Prozent reduzieren, die CO2-Belastung bis dahin im Vergleich zum Jahr 2009 um 70 Prozent verringern und alle Briefe, Pakete, Werbesendungen und Printmedien in Österreich völlig CO2-frei zustellen. Das schaffen wir durch die Optimierung unseres Energieverbrauchs, die Erweiterung unseres E-Fuhrparks sowie den Betrieb und Ausbau von Photovoltaikanlagen. Es braucht aber auch attraktive Rahmenbedingungen für Unternehmen, um der Energiewende den notwendigen Anschub zu verleihen.“

Siemens-Generaldirektor Wolfgang Hesoun pflichtet dem bei: „Corona hat in den letzten Monaten vieles überdeckt. Ich gehe davon aus, dass der Kampf gegen den Klimawandel uns künftig noch viel mehr beschäftigen wird als Corona dies getan hat. Europa und Österreich haben ein ambitioniertes Programm auf den Tisch gelegt. Wichtig sind nun zielgerichtete Maßnahmen, nämlich Investitionen in Forschung und Entwicklung – besonders im Hinblick auf green tech.“ Die Erhöhung der Energieeffizienz in Gebäuden beispielsweise sieht er als wesentliche Chance, um CO2 einzusparen: „Wie unser Forschungsprojekt in der Seestadt Aspern gemeinsam mit der Stadt Wien beweist. Je höher die gewonnene Effizienz, desto geringer der Einsatz der Primärressourcen“ so Ing. Hesoun, der gleichzeitig auch an alle Beteiligten appellierte darauf zu achten, dass die Maßnahmen so gestaltet werden, dass Industrie und Wirtschaft mangels Wirtschaftlichkeit nicht gezwungen sind ins Ausland abzuwandern. „Damit wäre niemandem geholfen – weder den Mitarbeitern noch der Umwelt. Nirgendwo auf der Welt wird so wenig klimaschädlich produziert wie in Österreich und Europa.“

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