Die Austrian Roadmap2050 spricht mit Sebastian Prax von hokify, der größten mobilen Job-Plattform Österreichs, über die besondere Bedeutung von Employer Branding und wie Unternehmen den „War for Talents“ gewinnen können

Austrian Roadmap2050: Er taucht immer wieder in den Medien auf und bestimmt das Leben aller Arbeitenden: der Arbeitsmarkt. Gerade nach Krisen wie der Corona Pandemie ist die Lage oft angespannt, die Arbeitslosenzahlen steigen oder es wird über eine neue Arbeitsmarktpolitik diskutiert. Was ist eure Vision bei hokify?

Sebastian Prax: Die Lage am Arbeitsmarkt war während der Corona Pandemie tatsächlich sehr angespannt. Besonders 2020 war der Markt durch Unsicherheit geprägt. Rückblickend hat sich die Situation dann im Frühling 2021 wieder langsam entspannt, natürlich nicht für alle Branchen gleich schnell. Mittlerweile haben wir so viele offene Stellen in Österreich wie noch nie zuvor und die Arbeitslosigkeit ist unter Vorkrisenniveau. Die Arbeitsmarktpolitik hat mit Kurzarbeit sowie Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Arbeitssuchende sicher viel dazu beigetragen.

Die Vision von hokify lautet: putting good people into good jobs. Unser Anspruch ist es, Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen schnell und unkompliziert zu connecten. Das modern und komplett über das Smartphone. Jobsuche und Bewerbung müssen schnell und einfach am Smartphone möglich sein. Unternehmen wollen wir einen innovativen & mobilen Recruiting Kanal bieten.

ARM2050: Wie seht ihr die Lage des aktuellen Arbeitsmarkts in Österreich? Welche Herausforderungen zeichnen sich aktuell ab?

Sebastian Prax ist Communications & PR Manager bei hokify – der mobilen Job-Plattform. Seit März 2018 ist er Teil von hokify und für die Öffentlichkeitsarbeit im Unternehmen zuständig. Thematisch beschäftigt sich Sebastian besonders mit Karriere- & Arbeitsmarktthemen, Fachkräftemangel sowie Lehrlings- & Social Media Recruiting. Dazu versorgt er Jobsuchende mit Tipps zu Bewerbung, Lebenslauf und Jobsuche. © hokify

Prax: Die Lage ist derzeit für Arbeitssuchende vorteilhaft: Wenige Kandidat:innen stehen vielen offenen Stellen am Arbeitsmarkt gegenüber – wir sprechen von einem sogenannten Arbeitnehmer:innenmarkt. Auf der anderen Seite haben Arbeitgeber:innen gerade damit zu kämpfen, ihre offenen Stellen zu besetzen.

Die langfristige Herausforderung ist genau das: Der Arbeits- und Fachkräftemangel. Nicht alle Unternehmen finden genug Personal. Das wird sich so schnell auch nicht ändern: Die Bevölkerung wird immer älter und immer weniger junge Menschen rücken auf den Arbeitsmarkt nach, bei einem Rekordhoch an offenen Stellen.

Bei hokify wollen wir Arbeitssuchenden einen mobilen und zeitgemäßen Weg bieten, nach Jobs zu suchen und sich bei Unternehmen zu bewerben. Wir sehen in einem innovativen Recruiting für Unternehmen einen klaren Wettbewerbsvorteil, um die besten Kandidat:innen am Markt für sich zu gewinnen.

ARM2050: In der IT Branche in Österreich herrscht schon seit Längerem ein “War for talents” : Unternehmen suchen nach gut ausgebildeten IT-Fachkräften in verschiedensten Bereichen und vor allem die MINT Branche ist davon betroffen und es fehlt an Nachwuchstalenten. Wie kann man diesem Trend entgegenwirken?

Prax: Als mobile Job-Plattform im Fachkräftebereich beobachten wir ganz klar: Der “war for talents”, also die Konkurrenz um die besten Talente am Markt, findet nicht nur in MINT Berufen statt, sondern genauso in der Gastronomie oder im Handwerk. In Zukunft wird es für Unternehmen zentral sein, sich als attraktives Unternehmen zu positionieren, sonst wird man nicht genug Kandidat:innen ansprechen.

Wirklich entgegenwirken kann man dem Fachkräftemangel nur, indem man mehr qualifizierte Kandidat:innen auf den Arbeitsmarkt bringt. Dafür muss man bei der Ausbildung ansetzen: Lehrbetriebe fördern, Stipendien finanzieren und motivierte Menschen weiterbilden. Ein wichtiger Punkt ist es sicher auch, Menschen dabei zu unterstützen ihre Ausbildungen dann auch abzuschließen.

Gleichzeitig ist es fast unmöglich, Arbeitskräfte aus Drittstaaten in Österreich anzustellen – die bürokratischen Hürden sind hier definitiv zu hoch. Hier müsste sich auf Verwaltungsebene einiges ändern.
Daneben gibt es viele Arbeitskräfte, die nicht in Österreich geboren sind und am Arbeitsmarkt unter ihrem Qualifikationsniveau arbeiten. Hier wäre sicherlich eine schnelle Anerkennung von Ausbildungen aus Drittstaaten eine Verbesserung.

ARM2050: Der Arbeitsmarkt verändert sich laufend und neue Entwicklungen wie Home-Office, Bereitschaft zum Jobwechsel und digitale Bewerbungsprozesse formen den Markt. Wie sieht der Arbeitsmarkt von morgen aus?

Prax: Der Arbeitsmarkt von morgen ist ein Arbeitnehmer:innenmarkt. Unternehmen werden um die wenigen guten und qualifizierten Kandidatinnen am Markt werben müssen. Employer Branding wird zukünftig eine zentrale Rolle im Recruiting einnehmen. Man darf auch nicht unterschätzen, dass die Generationen Y & Z, die jetzt auf den Arbeitsmarkt nachrücken, ganz konkrete Anforderungen an Unternehmen und ihren Arbeitsalltag stellen. Stichworte sind hier Work-Life-Balance, flache Hierarchien und Unternehmensverantwortung. Viele gute KandidatInnen werden nicht mehr in gewissen Unternehmen arbeiten wollen, wenn sich das mit den eigenen Wertvorstellungen spießt.

Jobwechsel werden immer häufiger. Wir sehen in den letzten 20 Jahren, dass die durchschnittliche Anstellungsdauer immer weiter sinkt. Zehn Jahre im selben Job, das wird immer seltener. Da sind wir dann schnell wieder bei den “attraktiven” Unternehmen, die es schaffen, Arbeitskräfte länger zu binden. Das wird ein deutlicher Wettbewerbsvorteil sein.

Daneben gibt es andere Entwicklungen im Arbeitsleben etwa das Home-Office, die den Markt verändern. Der klassische Bürojob kann in Zukunft von zu Hause aus gemacht werden. Aber auch hier dürfen wir nicht aus den Augen verlieren, dass Home-Office für viele Berufe schlicht nicht möglich ist. Hier gilt es, sich zu überlegen, wie diese Berufe attraktiver und flexibler gestaltet werden können – Stichwort Pflegekräftemangel.

Das hokify Gründerteam v.l.n.r.: Karl Edlbauer, Daniel Laiminger und Simon Tretter. © hokify

ARM2050: Der Fokus liegt in den Bewerbungen immer mehr auf Soft Skills und der Persönlichkeit der Bewerber:innen, statt nur auf Hard Skills und Kenntnissen. Trotzdem ist es wichtig, eine fundierte Ausbildung zu haben, um auf dem Arbeitsmarkt erfolgreich einen Job zu finden. Welche Soft- und Hard Skills werden von Arbeitnehmer:innen heute erwartet?

Prax: Eigentlich ist es ganz nachvollziehbar warum der Fokus im Recruiting immer mehr auf der Persönlichkeit liegt: Unternehmen wollen Mitarbeiter:innen gewinnen, die in den Betrieb passen, motiviert sind und sich im Team und am Arbeitsplatz wohlfühlen. Motivierte Mitarbeiter:innen sind unendlich viel wert, leisten top Arbeit und bleiben länger im Unternehmen.

Klar ist eine gute Ausbildung wichtig und auch notwendig für viele Jobs. Trotzdem wird es immer wichtiger sein, Skills wie Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und Lernbereitschaft mitzubringen. Derzeit entwickeln sich viele Berufe schnell und dynamisch weiter, da muss man sein Skillset laufend erweitern.

Als Job-Plattform wollen wir Unternehmen das Werkzeug liefern, diese Soft Skills direkt im Bewerbungsprozess abzufragen. Eine Möglichkeit sind hier etwa kurze Vorstellungsvideos, die Kandidat:innen ganz einfach am Smartphone aufnehmen können.

ARM2050: Teilzeitarbeit, Home-Office und mehr Flexibilität sind die zentralen Forderungen der Arbeitskräfte von heute. Wie können diese mit den Anforderungen der Arbeitgeber:innen Übereinstimmung finden?

Prax: Teilzeitarbeit, Home-Office und mehr Flexibilität sind Forderungen einer ganz bestimmten Gruppe am Arbeitsmarkt: Gut ausgebildet, jung und in klassischen “Bürojobs”. Diese Aspekte werden im Diskurs zum Arbeitsmarkt derzeit überbetont, hokify ist eine Job-Plattform, die vor allem im Fachkräftebereich tätig ist. Wahrscheinlich sind für 70 Prozent der Stellen unserer Kunden Home-Office oder flexible Arbeitszeiten gar keine Option. Sei das jetzt der Handwerksbetrieb, Logistikbetrieb oder auch das Café um die Ecke.

Teilzeitarbeit muss immer differenziert gesehen werden: Sicher gibt es einige Menschen, die gut ausgebildet sind, gut bezahlte Jobs haben und nur 30 Stunden die Woche arbeiten. Aber dann gibt es sicher deutlich mehr Arbeitnehmer:innen in Teilzeit, die gerne mehr arbeiten wollen, aber das aus dem einen oder anderen Grund nicht möglich ist. Sei es, weil das im Unternehmen nicht anders möglich ist oder die Betreuungssituation zu Hause prekär ist.

Aber mehr Freizeit zu haben um dann erholter und motivierter in die Arbeit zu kommen, kann bei optimierten Arbeitsabläufen ein großes Argument sein und Arbeitszeit einsparen. Mehr Arbeitszeit heißt sicher nicht immer mehr Output. Auf Mitarbeiter:innen und ihre Bedürfnisse einzugehen und Leistung zu fördern, statt das Absitzen von Stunden, hört sich eigentlich ganz vernünftig an!

Die mobile Job-Plattform hokify agiert seit 2015 als Matchmaker zwischen Unternehmen und Arbeitssuchenden. © hokify

ARM2050: Der Arbeitsmarkt ist eng mit der Wirtschaft verbunden und reagiert dementsprechend auch auf wirtschaftliche Entwicklungen. Das bedeutet, dass der Arbeitsmarkt sehr oft die wirtschaftliche Lage im Land widerspiegelt. Welche wirtschaftlichen Entwicklungen lassen sich bezüglich des Arbeitsmarkts momentan beobachten?

Prax: Wir sehen derzeit bei hokify eine sehr starke Nachfrage nach Mitarbeiter:innen unserer Kund:innen in allen Branchen und das deutet auf eine starke Wirtschaft und Wachstum hin. Auf Branchenebene gibt es natürlich auch Gewinner und Verlierer – jedoch ist das allgemein ein sehr positives Signal am Arbeitsmarkt bzgl. der Entwicklung der Wirtschaft.

Generell sehen wir am Arbeitsmarkt jetzt auch wieder mehr Wechselbereitschaft der ArbeitnehmerInnen nach der Unsicherheit von Corona. Wir verzeichnen bei hokify so viele Bewerbungen und so viele offene Stellen wie noch nie.

ARM2050: Vom Notstand zur Innovationslandschaft. Schon jede Krise hat uns auch in irgendeiner Form weitergebracht. Welche mittel- und langfristigen Maßnahmen müssen Unternehmen treffen, um ein attraktiver Arbeitgeber zu sein? Was muss von Seiten von Politik und Verwaltung getan werden, um Fluktuation zu reduzieren und Arbeitnehmer:innen zu unterstützen und zu fördern?

Prax: Ich würde diesen Punkt losgelöst von der Krise sehen, sondern eingebettet in die Herausforderungen Demografischer Wandel und Fachkräftemangel. Das sind strukturelle Faktoren, die uns die nächsten Jahre begleiten werden und auch schon viele Jahre in die Vergangenheit reichen. Unternehmen müssen in Zukunft attraktive Arbeitgeber:innen werden, wenn sie qualifizierte und motivierte Mitarbeiter:innen erreichen wollen. Da wären wir wieder beim Employer Branding.

Attraktivitätsfaktoren sind ein faires Gehalt, ein sicherer Arbeitsplatz, eine wertschätzende Unternehmenskultur und, wenn möglich, flexible Arbeitszeitmodelle und Home-Office. Für Arbeitgeber:innen ist es eine tolle Chance, Menschen einen guten, sicheren und attraktiven Arbeitsplatz zu bieten. Das kann man sich als Unternehmen durchaus auf die Fahnen heften.

Über hokify

hokify ist die größte mobile Job-Plattform Österreichs, mit derzeit 45.000 registrierten Unternehmen und mehr als 750.000 Jobsuchenden, vor allem in den Branchen Gastronomie, Handel, Handwerk & Büro. Durch einen mobilen Bewerbungsprozess ermöglicht hokify seit 2016 Jobsuchenden sich innerhalb von 3 Minuten am Smartphone für Jobs zu bewerben.

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