Vergangene Woche startete in München der erste deutschlandweite CDR (Carbon Dioxide Removal) Dialog. Die Technologie der CO2-Entnahme steckt immer noch in den Kinderschuhen, dennoch wird sie als einer der Auswege aus der Klimakrise gesehe

Der Kongress ist sich einig: CDR-Maßnahmen sind zwar ein essenzieller Teil der Strategie, das Ziel der völligen CO2-Neutralität zu erreichen, können aber massive Einsparungen und Dekarbonisierung sämtlicher Industriezweige nicht ersetzen. 

Restemissionen ausgleichen

Die meisten westlichen Staaten wollen zwischen 2040 und 2050 völlig emissionsfrei sein. Prinzipiell ist dieses Ziel auch erreichbar, allerdings gibt es womöglich einen Puffer an sogenannten Restemissionen, welche selbst in Jahrzehnten technologisch noch nicht ersetzt oder eingespart werden können. „Derzeit emittieren wir weltweit über 40 Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr. Wir haben es gesellschaftlich noch nicht ausgehandelt, wie viele Restemissionen wir uns leisten wollen. Derzeit gehen wir aber davon aus, dass wir für eine Netto-Null global gesehen mehrere Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr aus der Atmosphäre herausnehmen müssen“, betont Prof. Dr. Julia Pongratz, CDRterra-Sprecherin, Klimamodelliererin und Leiterin des Departments für Geographie an der LMU München in ihrer Eröffnungsrede im Deutschen Museum. 

Verschiedene Methoden

Es gibt verschiedene Methoden, Kohlendioxid aus der Atmosphäre zu entfernen – von der Aufforstung über spezielle Filteranlagen bis hin zu künstlicher Fotosynthese. Jede davon hat eigene Vor- und Nachteile, Wechselwirkungen und Zielkonflikte – zum Beispiel mit der Nahrungsmittelproduktion. Im Forschungsprogramm CDRterra entwickeln über 100 Wissenschaftler:innen einen umfassenden Bewertungsrahmen für die einzelnen Verfahren. „Wichtig ist zu prüfen, was nicht nur technisch möglich ist, sondern auch gesellschaftlich machbar und wünschenswert“, so Pongratz. „Auf dem CDR-Dialog beleuchten wir das Thema deshalb gemeinsam mit Vertretenden aus allen Bereichen der Öffentlichkeit. So können wir schließlich die wissenschaftlichen Erkenntnisse liefern, mit denen ein risikoarmes und nachhaltiges Portfolio an CO2-Methoden entwickelt werden kann, um die Kohlendioxidentnahme in Deutschland sozial, ökonomisch und ökologisch verträglich zu gestalten.“

Aktuelles Projekt

Auch wenn sich viele Methoden noch in der Forschungsphase befinden, gibt es jetzt schon erfolgreiche Projekte, in denen die CO2-Entnahme umgesetzt wird. Eines der aktuellsten ist das Projekt Greensand aus Dänemark. Hier soll in Belgien eingesammeltes und per Schiff transportiertes CO2 in der Hafenstadt Esbjerg am Meeresgrund gelagert werden. Konkret soll ein altes Ölfeld, welches rund 200 Kilometer vor der dänischen Küste liegt, als Endlagerstätte dienen. Dänemark vergab erst kürzlich die Lizenzen zur CO2 Speicherung am Meeresgrund. Es wird damit gerechnet, dass ab 2030 jährlich 13 Millionen Tonnen Kohlendioxid in der Nordsee gespeichert werden können, allein das Projekt Greensand trägt hier 8 Millionen Tonnen jährlich bei. In Anbetracht dessen, dass Dänemark derzeit rund 30 Millionen Tonnen CO2 jährlich emittiert, kann allein dieser Lösungsansatz bei sinkenden Emissionen Dänemarks “Klimalast” noch einmal deutlich reduzieren.

Abschließend lässt sich festhalten, dass es ohne CO2 Entnahme wohl unrealistisch ist, den Klimawandel aufzuhalten. Dennoch darf man sich nicht auf die derzeit noch unausgereiften Technologien verlassen – die Reduktion unserer Emissionen bleibt nach wie vor das Gebot der Stunde. 

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