
Der Käufer, die Firma Stellantis, die 2020 aus der Fusion von Fiat Chrysler und dem Peugeot-Hersteller PSA hervorgegangen ist, will ein weltweit führender Anbieter von Carsharing werden und nutzt die Übernahme, um sein bestehendes Geschäft auszubauen.
Sowohl BMW als auch Mercedes, die ihre jeweiligen Carsharing-Einheiten car2go und DriveNow 2019 unter dem Dach von ShareNow zusammengeführt haben, haben schon lange verkündet, groß auf die Zukunft der Shared-Mobility zu setzen. Noch vor ein paar Jahren gab sich der ehemalige Daimler-Chef Dieter Zetsche optimistisch: „The sky is the limit“, als er nach den Aussichten der ShareNow-Fusion gefragt wurde. BMW-Chef Harald Krüger behauptete sogar, ShareNow sei ein wesentlicher Bestandteil der Vision des Automobilherstellers, ein Full-Service-Mobilitätsanbieter zu werden.
Doch eine globale Pandemie später, die die Nachfrage der Nutzer nach Shared-Mobility-Diensten einbrechen ließ, scheint sich die Stimmung dramatisch zu ändern. Medienberichten zufolge hat ShareNow während der Pandemie schätzungsweise 700 Millionen Euro verloren, während der Umsatz im gleichen Zeitraum deutlich unter 500 Millionen Euro lag.
Für ShareNow war der Weg zur Rentabilität schwieriger zu erkennen als je zuvor. Leider hat die Carsharing-Einheit in den 13 Jahren ihres Bestehens (Daimler startete car2go im Jahr 2009) noch nie einen Gewinn erwirtschaftet. Vor diesem Hintergrund erscheint der Verkauf von ShareNow logisch und konsequent.
Dennoch wirkt die Entscheidung wie ein Schritt zurück in die Risikoscheu, in der sich viele etablierte Unternehmen der Branche befinden. Während BMW und Mercedes ihr Kerngeschäft, nämlich die Herstellung von Premium-Autos, in den Vordergrund stellen, stärken langfristige Verbrauchertrends die Sharing Economy, an der beide Unternehmen nicht mehr teilhaben möchten. Immer mehr Menschen sind auf der Suche nach flexiblen und nachhaltigen Möglichkeiten, sich in der Stadt fortzubewegen. Mieten statt besitzen wird als eine praktikable Option angesehen, um von A nach B zu kommen.
In engem Zusammenhang damit stehen selbstfahrende Autos, die weltweit zunehmend erprobt und eingesetzt werden, wie z. B. im Fall von Waymo und Cruise. Bislang ergeben selbstfahrende Autos am meisten Sinn in einem Ride- und Carsharing-System, bei dem weniger Autos effizienter eingesetzt werden, um eine größere Anzahl von Menschen zu befördern und so den Verkehr zu entlasten, insbesondere in Großstädten. Unabhängig davon wird die Zukunft zeigen, ob der ShareNow-Verkauf für die beiden deutschen Automobil-Titanen der richtige Schritt war.
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