Die Coronavirus Krise ist vor allem auch für die Autoindustrie eine Ausnahmesituation. Wir haben mit Dr. Christian Pesau, dem Geschäftsführer der österr. Automobilimporteure, über die aktuelle Lage gesprochen.

Die Corona-Virus Krise trifft die europäische, und so auch die österr. Wirtschaft stark: Mit welchen Problemen und Herausforderungen kämpft die Automobilbranche?

Die Automobilbranche ist mitunter am härtesten von der derzeitigen Krise betroffen. Einerseits steht oder stand die Produktion in vielen Teilen der Erde still, auf der anderen Seite kämpft der Fahrzeughandel aufgrund der Schließung der Schauräume ums Überleben. Darüber hinaus hängt noch der Erfolg zahlreicher Zulieferbetriebe wirtschaftlich von der Automobilbranche ab. 315.000 Österreicherinnen und Österreicher sind in der Automobilwirtschaft im weiteren Sinne beschäftigt. Sie ist eine der Leitbranchen der produzierenden Wirtschaft in Österreich, weshalb sich die Schwierigkeiten in dieser Branche auch auf die gesamte Wirtschaftslage auswirken.

Wie ist aktuell die Lage am Automarkt?

Der heimische Automarkt war bereits vor dem Ausbruch der Coronakrise rückläufig. Die Diskussionen rund um den Verbrennungsmotor, die Umstellung auf ein neues Messverfahren zur Ermittlung der offiziellen Verbrauchsangaben von Pkw (WLTP) sowie die lange Unsicherheit darüber, wie es mit den automotiven Steuern in Österreich und insbesondere der NoVA weitergeht, haben zur massiven Verunsicherung geführt und den Markt negativ beeinflusst. Seit dem Ausbruch der Coronakrise sind die Neuzulassungen aber gänzlich eingebrochen, da sowohl der Handel als auch die Zulassungsstellen schließen mussten. Viele Händlerbetriebe kämpfen derzeit um ihre Existenz.

 

Welche Forderungen haben Sie nun an die Politik, um die Krise zu bewältigen?

Eine Besonderheit des Kfz-Handels ist die hohe Kapitalintensität und der hohe Werte der Güter, um die es geht. Um die Liquidität sicherzustellen ist daher ein erhöhter Kapitalbedarf nötig. Zudem ist die Automobilbranche einer der wenigen Zweige, die mit Gebrauchtwaren handelt. Die Problematik dabei ist, dass alle Gebrauchtwagen mit jedem Tag, an dem sie nicht verkauft werden, eine Abwertung erhalten. Grundsätzlich ist daher jede Form einer konjunkturbelebenden Maßnahme zu begrüßen. Im gewerblichen Bereich könnte es beispielsweise einen generellen Vorsteuerabzug geben. Für Private sollte mittelfristig auch eine Verschrottungsprämie analog 2009 angedacht werden, um den Markt anzukurbeln und der Automobilindustrie in dieser für alle schwierigen Zeit das Überleben zu sichern.

Glauben Sie, dass diese Krise unser Mobilitätsverhalten langfristig verändern oder prägen wird? Und wie beeinflusst es die individuelle Mobilität?

Ich denke, dass viele Menschen derzeit ihren Pkw als Mittel zur individuellen Mobilität noch mehr zu schätzen lernen, als sie es ohnehin bereits tun. Ein eigener Pkw vermittelt in der derzeitigen Situation zu Recht ein Gefühl von Sicherheit. Eine kürzlich veröffentlichte Umfrage prognostiziert, dass viele Österreicherinnen und Österreicher ihr Auto auch nach der Krise mehr nutzen wollen als davor.

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