
Wo sich vor mehr als fünf Jahren noch Autos dicht an dicht durch die Mariahilfer Straße schlängelten, flanieren heute Shoppingbegeisterte, Eltern mit Kinderwägen oder FahrradfahrerInnen sicher und ungestört über die ehemalige Fahrbahn. Zeitgleich mit dem 5. Geburtstag der Begegnungszone auf der Mariahilferstraße wurde auch die verkehrsberuhigte Neubaugasse eröffnet. Oftmals heiß diskutiert, aber meist heiß geliebt: Unsere Einordnung zu Begegnungszonen in Wien.
Die Erfolgsstory von Begegnungs- und Fußgängerzonen beginnt schon Jahrzehnte vor der Mariahilfer Straße – nämlich in der Wiener Innenstadt. Vor nun fast 50 Jahren (1971) wurde der Bereich Graben, Stephansplatz, Kärntner Straße und Bräunerstraße provisorisch zum „Weihnachtskorso“ umgewidmet, aus welchem später die Fußgängerzone Kärntnerstraße entstand. Wo sich heute TouristInnen und viele WienerInnen das ganze Jahr zu Fuß oder mit dem Rad bewegen, haben sich damals Autos gestaut und die Luft verschmutzt – heute nicht mehr vorstellbar, obwohl die Kritik auch damals sehr groß war!
Die mittlerweile zahlreichen Fußgänger- und Begegnungszonen in der Kärntnerstraße, am Graben, auf der Mariahilfer Straße, der Neubaugasse, in der Otto-Bauer Gasse oder auch der kühlen Meile in der Zieglergasse haben sich zu wahren Erfolgsgeschichten entwickelt. Die Menschen genießen den öffentlichen Raum. Zugleich sorgt die neue Aufenthaltsqualität dafür, dass Geschäfte und Gastronomiebetriebe florieren.
Seit sich das Erscheinungsbild der Mariahilfer Straße gewandelt hat, wird sie von den WienerInnen umfassend positiv aufgenommen. Es hat sich ein Einkaufs- und Flanierboulevard mit einer Bedeutung weit über die Stadtgrenzen Wiens hinaus entwickelt. Auch international ist die Neugestaltung der Mariahilfer Straße zu einem Vorbild geworden. Denn mit mehr als 17 Millionen PassantInnen im Jahr zählt die Mariahilfer Straße zu den bedeutendsten Einkaufsstraßen Österreichs. An einem durchschnittlichen Wochentag halten sich über 50.000 Menschen auf der Mariahilfer Straße auf.
Aber nicht nur die Bevölkerung und die AnwohnerInnen ziehen positive Bilanz – auch Politik und Wirtschaft sind von den neuen Begegnungs- und Fußgängerzonen begeistert!
„Die Mariahilfer Straße ist ein Beispiel dafür, dass Verkehrsberuhigung und Klimaschutz in der Planung nicht, wie es oft dargestellt wird, eine Bedrohung sind, wo den Menschen etwas weggenommen wird. Im Gegenteil: Beides ist ein Gewinn für die Menschen und zwar für jeden und jede, die dort wohnen, arbeiten, lernen und leben. Ja, Wien ist die lebenswerteste Stadt. Doch sie ist gerade deswegen die lebenswerteste Stadt, weil es mutige Projekte wie die Mariahilfer Straße gibt.“ – Vizebürgermeisterin Birgit Hebein
Vor allem die oftmals laut werdende Kritik von VertreterInnen der Wirtschaft haben sich nicht bewahrheitet. Ganz im Gegenteil: der Einzelhandel und die Gastronomie profitieren. Denn durch die Umgestaltungen entsteht viel mehr Platz für Menschen, die einkaufen und somit eine internationale Attraktion schaffen, welche Menschen aus ganz Österreich und der Welt anlockt.
„Die Mariahilferstraße ist eine der wichtigsten Einkaufsstraßen Österreichs. Hier fühlen sich die Menschen wohl und die Frequenz ist stabil – wichtige Faktoren für die wirtschaftliche Existenz der ansässigen Unternehmer. Damit das so bleibt, gilt es alle Entwicklungen genau zu beobachten und unter Einbeziehung der Expertise der Wirtschaftstreibenden darauf zu reagieren. Gemeinsam sichern wir – Politik, Wirtschaft, Anrainer und Kunden – die Zukunft des Erfolgskonzepts Mariahilferstraße“, erklärt Hans Arsenovic, Vizepräsident der Wiener Wirtschaftskammer.
„Damals wurden wir von vielen Seiten für unser Projekt kritisiert, doch heute sehen wir, dass die Neugestaltung der Mariahilfer Straße ein voller Erfolg ist. Für die UnternehmerInnen und die AnrainerInnen sowohl auf der Mariahilfer Straße, als auch in den Seitengassen. Damit haben wir ein wahres Vorbild geschaffen“, sagt Renate Kaufmann, ehemalige Bezirksvorsteherin von Mariahilf.
Auch der Wiener Bürgermeister, Michael Ludwig, zeigt sich über die frisch eröffnete Neubaugasse sehr begeistert: „Ich freue mich über den gemeinsamen Erfolg hier in der Neubaugasse – die ein wahres Schmuckstück geworden ist! Wie in so vielen Bereichen in unserer Stadt hat auch hier das Miteinander aller Beteiligten zu einem wunderbaren Ergebnis geführt. Zugleich sorgen wir hier mit „coolen“ Maßnahmen für eine Verbesserung des Mikroklimas und haben wieder einen aktiven Beitrag zur Klimamusterstadt gesetzt.“
Und auch auf der Neubaugasse freut sich die Wirtschaft: „Die Neugestaltung wird auch den regionalen Einkauf fördern, den wir gerade in Zeiten von Corona dringend brauchen“, sagt Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien.
Begegnungszone auf Zeit
Während der Coronavirus-Krise wurden temporäre Begegnungszonen eingerichtet, um mehr Platz für FußgängerInnen zu schaffen und so das Frischluftschnappen unter ausreichend Abstand zu ermöglichen. Hierzu wurden in insgesamt 5 Bezirken vor allem Gebiete ausgewählt, die wenig Grün- und Freiräume bieten und oft nur mit schmalen Gehsteigen ausgestattet sind. Bis Ende Juli gab es somit Begegnungszonen in der Kettenbrückengasse, Große Neugasse, Schaumburgergasse, Graf-Starhemberggasse – bis September verlängert wurden die Zonen in der Schützengasse, Rüdigergasse, Zollergasse, Rosinagasse, Gasgasse, Zwölfergasse und Brigittenauer Sporn/Handelskai.
Diese Zonen wurde ohne großem Einsatz von finanziellen Mitteln oder baulichen Maßnahmen eingerichtet. Lediglich durch Schilder wurden die neuen Begegnungszonen gekennzeichnet und somit konnten die Straßen schnell für FußgängerInnen freigegeben werden. Nach den positiven Erfahrungen der letzten Wochen wird nun eine Verlängerung der temporären Begegnungszonen gemeinsam von Stadt und Bezirken geprüft.
Die richtigen Weichen für die Zukunft
In Zeiten von Urbanisierung und Klimawandel ist bei der Stadtgestaltung der Fokus auf Grün- und Freiflächen wichtiger denn je! In Begegnungs- und Fußgängerzonen bringt man Mensch, Natur und auch die Wirtschaft in Einklang. Wien gilt mit seinen bereits erfolgreich umgesetzten Projekten als internationales Vorbild und die Bevölkerung schätzt die „neue Stadt“ sehr!
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