Valerie Hackl ist seit Beginn des Jahres 2019 Geschäftsführerin von Austro Control. Mit der Roadmap hat die Top-Managerin über den neuen großen Trend der Luft-Mobilität gesprochen: Drohnen!

ROADMAP: Am 31.12.2020 ist das neue europäische Drohnenregulativ in Kraft getreten: Können Sie uns einen kurzen Überblick geben, was sich verändert hat?

VALERIE HACKL: Mit dem neuen europaweit einheitlichen Drohnenregulativ wird das Fliegen mit Drohnen auch in Österreich noch sicherer und günstiger. Die Registrierung für Drohnennutzer wird einfacher, gleichzeitig macht der neue Drohnenführerschein mit einem umfassenden Online-Trainingskurs zur Vorbereitung das Drohnenfliegen noch ein Stück sicherer. Im Vordergrund stehen der sichere und praktische Betrieb von Drohnen, aber auch theoretische Grundlagen aus der Luftfahrt, die wir als besonders wichtig erachten. Damit stellen wir sicher, dass Drohnenpilotinnen und -piloten sich ihrer Verantwortung beim Fliegen mit der Drohne bewusst sind und die Gefahrenpotentiale für Ihre Umgebung richtig einschätzen können. Sicherheit hat auch beim Fliegen mit Drohnen immer oberste Priorität.

RM: Warum hat man sich entschieden, derartige Regulatorien aufzustellen und worin liegt der Sinn einer EU-weiten Regulierung?

HACKL: Der technische Fortschritt und die immer umfangreicher werdenden Einsatzmöglichkeiten von Drohnen erfordern gesetzliche Rahmenbedingungen, die Innovationen in diesem Bereich ermöglichen und fördern. Der Vorteil einer Lösung auf EU-Ebene ist natürlich die unionsweite Rechtssicherheit und dass sich User – vor allem auch gewerbliche – nur mehr an eine, anstelle von dutzenden verschiedenen Vorschriften halten müssen. Besonders wichtig ist: Für Unternehmen und Behörden werden professionelle Grundlagen geschaffen, um in diesem neuen Bereich schneller tätig werden zu können. Dazu haben wir bei Austro Control Vorgänge standardisiert und auch wiederkehrende Anwendungsszenarios in unsere Prüfverfahren aufgenommen. Auch dieser Bereich wird vereinfacht, automatisiert und verschlankt.

RM: Wie verlief der Start der neuen Regelungen und was zeigen die ersten Erfahrungen?

HACKL: Wie erwartet  war der Ansturm groß – bereits in den ersten Wochen haben sich über 11.000 Drohnen-Betreiber registriert und wir haben über 15.000 Drohnenführerscheine ausgestellt. Das freut uns und zeugt von dem hohen Sicherheitsbewusstsein bei unseren Drohnenpilotinnen und -piloten. Es gibt großes Interesse für alle Informationen rund um das Thema Fliegen mit Drohnen, das sehen wir an den Zugriffszahlen auf unsere Informations- und Registrierungsseite dronespace.at. Das geht weit über das formale Erlangen des Drohnenführerscheins hinaus. Unsere Expertinnen und Experten bekommen oft praktische Fragen, die sich um die sichere Abwicklung des Fluges drehen. Ich habe den Eindruck, dass ein falscher Umgang mit Drohnen bisher vielfach aus Unwissenheit passiert ist – auch hier gibt uns der neue Auftritt mit dronespace.at, gemeinsam mit der immer aktuellen dronespace-App, die in Echtzeit über Flugverbotszonen informiert, die Möglichkeit, aufzuklären und zu informieren.

 

 

 

 

 

 

 

RM: Sie haben nun immer wieder von einem Drohnenführerschein gesprochen: Wie bekommt man diesen Führerschein und ist dafür eine spezielle Ausbildung notwendig?

HACKL: Das ist eigentlich das beste an der neuen Regelung: Wir bieten den Führerschein kostenfrei und online an. Nach einer Lern- und Trainingsphase – natürlich auch online – kann man unmittelbar zur Prüfung antreten. Das Ziel ist die Erhöhung der Sensibilität für Gefahren beim Fliegen mit Drohnen, daher kann der Test auch wiederholt werden. Es geht um Fragen wie: Wo darf ich fliegen? Wie hoch darf ich mit meiner Drohne steigen, und welchen Abstand muss ich zu unbeteiligten Personen einhalten? Bei den Trainingsunterlagen haben wir besonderen Wert auf ein gut durchdachtes didaktisches Konzept und auf leichte Nachvollziehbarkeit gerade bei technischen Begriffen gelegt. So bekommen auch Neulinge schnell Zugang zum Thema Drohnen. Nach der erfolgreichen Prüfung wird der Drohnenführerschein gleich digital übermittelt. Das funktioniert alles mit einigen wenigen Klicks.

RM: Ab wann braucht man einen Drohnenführerschein?

HACKL: Grundsätzlich gilt: Der Drohnenführerschein ist für alle Drohnenpilotinnen und -piloten verpflichtend, die mit einer Drohne, die mehr als 250 Gramm wiegt, fliegen wollen. Ich würde aber empfehlen, zumal der Online-Test ja kostenfrei ist, die Kenntnisse auf jeden Fall einer Überprüfung zu unterziehen. Das stärkt auch das eigene Sicherheitsgefühl.

 

 

 

 

 

 

 

 

RM: Wie glauben Sie wird sich der Drohnen-Markt bis ins Jahr 2050 verändern, und ist man mit dem neuen Regulativ für diese Entwicklung gut gerüstet?

HACKL: Die Prognosen gehen aufgrund des technischen Fortschritts von einem weiteren Anwachsen des Drohnenmarkts aus. Ich bin überzeugt davon, dass wir mit dem neuen Regulativ für die kommenden Jahre die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen haben. Die Einsatzmöglichkeiten für Drohnen nehmen laufend zu, nicht zuletzt auch deshalb, weil in vielen Bereichen, wie etwa bei Wartungsarbeiten mit Drohnen, hohe Einsparpotenziale erzielt werden können. Vor einigen Monaten hat beispielsweise APG, Austrian Power Grid, als Betreiber des österreichischen überregionalen Stromnetzes, mit Unterstützung von Austro Control den ersten Drohnenlangstreckenflug ohne Sichtverbindung zur Überprüfung von Leitungen erfolgreich durchgeführt. Das ist natürlich eine Triebfeder, die den technischen Fortschritt beflügeln kann. Aber auch bei behördlichen Anwendungen erleben wir große technische Sprünge, zum Beispiel im Search & Rescue-Bereich bei der Berg- oder Wasserrettung oder bei Feuerwehreinsätzen.

Wir unterstützen die Industrie, wenn es darum geht, neue technologische Lösungen zu entwickeln. Das Innovationspotential von Drohnen ist enorm und es ist unser erklärtes Ziel, sowohl als Luftfahrtbehörde als auch als Flugsicherung, innovative Anwendungen zu fördern und ein Partner für die österreichische Luftfahrtindustrie zu sein.

Wir danken Valerie Hackl für das ausführliche Interview!

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