Wie geht es weiter? Was haben wir gelernt? Wir durften Hartwig Hufnagl, Vorstand der ASFINAG, zu den nächsten Schritten des Unternehmens und zur Zukunft des Straßenbaus interviewen.

Herr Hufnagl, welche Challenges erwarten die ASFINAG dieses Jahr in der Straßeninfrastruktur? Können Sie uns einen kurzen Jahresvorausblick geben?

Was die Kernaufgaben Bau und Erhaltung betrifft, bleiben wir heuer mit einer Investitionssumme von 1,2 Milliarden Euro ein verlässlicher Wirtschaftsmotor. Dabei wird die Erneuerung der A 23 Südosttangente in Wien mit bis zu 200.000 Fahrzeugen täglich eine maßgebliche „Challenge“ bleiben.

Im Bereich C-ITS liegt unser Schwerpunkt heuer auf der Installation von Wlan-Funkeinheiten entlang der Westautobahn, mit denen wir sicherheitsrelevante Informationen – etwa Warnungen vor Unfällen oder Baustellen – punktgenau und in Echtzeit in die Fahrzeuge senden können.

Die ASFINAG sieht sich als unverzichtbaren Partner für die Klimawende. Wir sind auf dem Weg zur CO2-Neutralität bis 2030. Dafür investieren wir in nachhaltige Technologien, multimodale Verkehrslösungen und erneuerbare Energien wie z.B. einer Reihe weiterer Photovoltaik-Anlagen, die Tunnel als größte Energieverbraucher im Netz sowie Autobahnmeistereien vor Ort mit „grünem“ Strom versorgen. Kurz gesagt, wir wollen heuer beweisen, dass Nachhaltigkeit und unser Kerngeschäft absolut kein Widerspruch sind.

Welche Learnings ziehen Sie, als CEO eines der bedeutendsten Infrastrukturunternehmen des Landes, aus der Coronavirus-Krise?

Als ASFINAG sind wir Betreiber sogenannter kritischer Infrastruktur. Es war und ist unsere Aufgabe, rund um die Uhr für ein voll funktionstüchtiges Autobahnen- und Schnellstraßennetz zu sorgen. Ein positives Learning war, dass wir im Unternehmen derart eingespielt und flexibel sind, dass wir solche Ausnahmesituationen meistern und die Mitarbeitenden dabei höchsten Einsatz zeigen.

Die dreiwöchige Pause für Bauprojekte im Frühjahr und deren Wiederhochfahren mit geeignetem Gesundheitsschutz war von einem ausgesprochen partnerschaftlichen Klima zwischen uns und unseren Auftragnehmern geprägt. Wenn man der Krise noch einen positiven Aspekt abgewinnen möchte, dann ist das auch ein Digitalisierungsschub. Durch das Homeoffice pflegen sehr viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen ganz selbstverständlichen Umgang mit digitalen Kommunikationstools und Arbeitsplattformen.

Welchen Mehrwert schafft die Österreichische Verkehrswissenschaftliche Gesellschaft?

Ich bin jemand, der große Freude am Umsetzen von neuen Ideen und dem aktiven Gestalten der Zukunft hat. Zuvor bedarf es aber einer fundierten, wissenschaftlichen Basis – die ÖVG liefert verlässlich wissenschaftliche Erkenntnisse, auf denen wir in der Praxis aufbauen.

Außerdem haben wir mit der ÖVG eine neutrale Diskussionsplattform in Österreich, in der die Herausforderungen der Mobilität aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet werden. Es geht darum, die Vielschichtigkeit des Verkehrs und die Systemzusammenhänge sichtbar zu machen und unterschiedliche Zugänge zu künftigen Herausforderungen offen mit Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zu diskutieren. Insbesondere zur Erreichung unserer ambitionierten Klimaziele ist dieser Schulterschluss wichtiger denn je. Aber auch der Austausch zum Thema Digitalisierung hat bereits spannende Ergebnisse geliefert, so wurde beispielsweise im Arbeitskreis Rail-Road Traffic Management der Grundstein für intermodale Verkehrsinformationen in Störfällen gelegt.

Wie versucht man bei der ÖVG eine neue Generation aufzubauen? Wie begeistern Sie vor allem jüngere Menschen für den Verkehrsbereich und die Österreichische Verkehrswissenschaftliche Gesellschaft?

Die Förderung der next Generation hat auch in der ÖVG eine besondere Bedeutung. Durch die enge Verzahnung der Aktivitäten mit den Universitäten schaffen wir es, in der jungen ÖVG, Studierende mit Interesse an verkehrswissenschaftlichen Themen frühzeitig in das Netzwerk der ÖVG einzubinden. Das funktioniert insbesondere durch Speakerslots bei unseren Veranstaltungen und Diskussionsrunden, aber auch durch maßgeschneiderte Formate wie den „Stammtisch +1“, bei dem hochkarätige Persönlichkeiten aus der Branche einen Abend lang für einen Erfahrungsaustausch mit der jungen ÖVG zusammenkommen. Wir schaffen es so, der Next Generation die Buntheit der Verkehrswelt näher zu bringen und sie im besten Fall dafür so sehr zu begeistern, dass sie ihren beruflichen Weg in diese Richtung einschlagen.

Der Straßenbau der Zukunft: Wie wird sich der Straßenbau in den nächsten 30 Jahren verändern? Welche Rolle wird hierbei die Digitalisierung spielen? Ist sie unser Freund oder Feind?

Sie wird zweifellos viele Prozesse ganz wesentlich beschleunigen und erleichtern. Es wird sicherlich keine 30 Jahre dauern, bis die Vernetzung aller Projektbeteiligten – von Planer über Erbauer bis Betreiber – durch die Erzeugung und gemeinsame Verwaltung digitaler Modelle und Schnittstellen eine Selbstverständlichkeit ist. Die konventionelle Planung ist bald Geschichte.

Ein alterndes Straßennetz bedeutet auch einen höheren Sanierungsaufwand. Digitalisierung wird immer exaktere Bestandsprüfungen ermöglichen, also Chancen im Hinblick auf Effizienz und Lebenszykluskosten bringen. Bespiel Tunnel: In Zukunft wird mit einem Knopfdruck ersichtlich sein, wo Kabel gezogen, welche Leuchten verbaut sind oder wie der Beton ausgeführt wurde. Dank immer besser planbarer Erhaltungsmaßnahmen werden also unsere Kundinnen und Kunden profitieren, da wir die Dauer von Arbeiten oder Behinderungen verkürzen können. Gleichzeitig denke ich, dass auf der Baustelle manuelle Arbeit weiterhin ein unverzichtbarer Faktor und die Baubranche somit ein wichtiger Arbeitgeber bleibt.

Zum Abschluss blicken wir noch weiter in die Zukunft: Wie glauben Sie wird die Mobilität im Jahr 2050 in Österreich aussehen?

Menschen und Güter werden nach wie vor von A nach B unterwegs sein. In 30 Jahren wird es vor dem Hintergrund der Klimakrise aber längst gelungen sein, auch im Verkehrssektor ohne fossile Brennstoffe das Auslangen zu finden. Der Öffentliche Verkehr wird den größten Teil der Mobilität bewältigen, wenngleich er dennoch nicht flächendeckend bis in die entlegensten Gegenden verfügbar sein wird. Es wird aber fließende Übergänge und Schnittstellen zwischen Öffentlichem Verkehr und Individualverkehr geben, sämtliche Verkehrsträger werden engstens miteinander vernetzt sein.

Willkommen in der Zukunft.
Hallo Austrian Roadmap 2050.

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