Wie weit sind  österreichische Unternehmen und welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei der Finanzierung? Die Austrian Roadmap 2050 ist im Gespräch mit Georg von Pföstl, Principal Financial Services  von Arthur D. Little Austria GmbH.

Für 80 % der österreichischen Unternehmen besitzt Nachhaltigkeit einen sehr hohen oder hohen Stellenwert, ungeachtet der Unternehmensgröße, Branche oder Region. Trotz dieses hohen Stellenwerts des Themas in Österreichs Unternehmen besteht noch erheblicher Aufholbedarf in der Umsetzung – erst bei 42 % liegt bereits eine Nachhaltigkeitsstrategie vor. Arthur D. Little hat erkannt, welches große Potential das Thema Nachhaltigkeit besitzt und gemeinsam mit der Erste Group in Zusammenarbeit mit Karmasin Research & Identity die erste repräsentative Marktstudie zum Thema Nachhaltigkeit und nachhaltiger Finanzierung veröffentlicht, die unter heimischen Unternehmen durchgeführt wurde. Für Arthur D. Little ist das Thema Nachhaltigkeit ein Prioritätsthema, sowohl für die Organisation selbst, als auch für die Kunden, die begleitet werden. Deshalb ist es wichtig, eine objektive Sicht auf den Markt zu erhalten und gleichzeitig die Wahrnehmung der Unternehmen einfangen zu können.

„Eine Nichtberücksichtigung von ESG stellt keine Option dar“

Die aktuelle Lage im Finanzbereich zum Thema Green Finance steckt noch in den Kinderschuhen, birgt jedoch großes Potential. Alle Unternehmen setzen sich zwar mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander, jedoch muss Nachhaltigkeit in den meisten Unternehmen noch deutlich stärker in der Geschäftsstrategie und dem Geschäftsmodell verankert werden. Während die ESG-Kriterien (Environmental, Social, and Governance) in der Theorie als Einheit zu betrachten sind, hält die Marktstudie fest, dass sich in der Praxis ein anderes Bild zeigt. Ökologische Ziele und Umweltziele, gefolgt von sozialen Aspekten, sind in fast allen Nachhaltigkeitsstrategien von Unternehmen verankert. Corporate Governance und Diversity-Ziele hingegen finden sich in weniger als der Hälfte der Strategien.

In den Unternehmensstrategien der österreichischen Unternehmen kristallisiert sich also eine Priorisierung innerhalb der ESG-Kriterien zu Gunsten des Environmental-Kriteriums heraus. Diese unterschiedliche Schwerpunktsetzung ist auch in den KPIs, auf die viele Unternehmen im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategien setzen, gut ersichtlich.

Arthur D. Little gibt den Unternehmen eine klare Botschaft mit: „Unternehmen müssen eine tragfähige, ökonomisch nachhaltige, Geschäftsstrategie haben, in der ESG einen integralen Bestandteil bildet und nicht nur ein reines Add-on darstellt. Eine Nichtberücksichtigung der ESG Kriterien ist keine Option. Auch wird der Druck verschiedener externer und interner Stakeholder weiter zunehmen.“, so der Experte Georg von Pföstl, Principal Financial Services bei Arthur D. Little Austria GmbH.

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Anleihen emittiert in Höhe von 250 Mrd. Euro

Anreize für Unternehmen auf Green Finance umzusteigen, gibt es genug. Von Pföstl ist überzeugt, denn „ich kann mich als Unternehmen beispielsweise im aktuellen Marktumfeld mit einer grünen bzw. nachhaltig orientierten Finanzierung gegebenenfalls billiger refinanzieren als mit einer traditionellen.“ Die Bandbreite und das Angebot an grünen bzw. nachhaltigen Finanzierungsprodukten ist mittlerweile sehr groß. Ein regelrechter Trend lässt sich bei Green Finance beobachten. Allein im letzten Jahr wurden Anleihen in Höhe von 250 Mrd. Euro emittiert.
„Green Finance ist grundsätzlich für Unternehmen unabhängig der Branche relevant“, so von Pföstl.

Unterschiedliche ESG Investitions- und Steuerungsansätze

In der Praxis werden mittlerweile unterschiedliche ESG Investitions- und Steuerungsansätze verwendet. Dazu zählt beispielsweise das Ausschließen von Unternehmen, wenn definierte ESG Kriterien nicht eingehalten werden. Dieser Ausschlusscharakter wird auch Negativscreening oder Ausschlussverfahren, wie beispielsweise der Handel mit Waffen, genannt. Ein weit verbreiteter Ansatz stellt das Positive Screening dar, bei dem es sich um einen Best-in-Class Ansatz handelt.

Mit der rasanten Verbreitung des Nachhaltigkeits-Themas und der zunehmenden Popularität besteht die Gefahr, dass die Kommunikation nach außen weiter fortgeschritten ist, als was tatsächlich umgesetzt wird. Dies wird als Greenwashing bezeichnet und stellt laut von Pföstl ein erhebliches Reputationsrisiko für Unternehmen dar.

Performance und Nachhaltigkeit schließen sich nicht aus

Nach der Frage, ob sich finanzielle Performance und Nachhaltigkeit gegenseitig ausschließen, zeigt Georg von Pföstl ein klares Bild auf: „Performance und Nachhaltigkeit schließen sich gegenseitig nicht aus. Im Gegenteil, Nachhaltigkeit muss mittel- und langfristig als integraler Bestandteil der Geschäftsstrategie und des Geschäftsmodells berücksichtigt werden, um finanziell performant zu bleiben“, so von Pföstl.

„Das Thema Nachhaltigkeit ist an sich nicht neu. Aber die Geschwindigkeit und Intensität, als auch der Druck haben enorm zugenommen, nicht zuletzt auf Grund des von der Europäischen Kommission beschlossenen Green Deals“, fasst von Pföstl zusammen.

Arthur D. Little wird Unternehmen bei der nachhaltigen Transformation der Geschäftsmodelle weiterhin federführend unterstützen und den Dialog mit der Gesellschaft fortsetzen.

(bes)

Informationen zur Studie

Die von Arthur D. Little und Erste Group in Auftrag gegebene Marktstudie Nachhaltigkeit – Wie weit sind österreichische Unternehmen und welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei der Finanzierung?, durchgeführt von Karmasin Research & Identity, zeigt ein Stimmungsbild, wo Österreichs Unternehmen aktuell stehen, welchen Stellenwert sie Nachhaltigkeit beimessen und inwiefern es bereits eine Rolle in der Interaktion mit Banken spielt. Die Studie basiert auf telefonischen Befragungen unter 200 österreichischen Unternehmen mit mehr als 300 MitarbeiterInnen im Zeitraum Mai-Juni 2021.

Ein im September veröffentlichter Report mit dem Titel Value Drivers for green banking, der von Raffaela Ritter,  Head of Financial Services von Arthur D. Little und Georg von Pföstl ausgearbeitet wurde, beleuchtet die sogenannten Value Drivers (Werttreiber), die einem Unternehmen Möglichkeiten aufzeigen, im Sinne der ESG Kriterien, nachhaltig höhere Deckungsbeiträge sichern zu können.

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