
Die logistischen Weichen für die neuen Anforderungen auf den steirischen Gleisen sind gestellt. Das Land Steiermark reagiert und übernimmt gemeinsam mit dem Cargo Center Graz zu je 50 Prozent die Anteile der bisherigen ÖBB-Tochter GWP.
Das Land Steiermark und das Cargo-Center Graz (CCG) werden zu je 50 Prozent die Anteile der ÖBB-Tochter Güterterminal Werndorf Projektgesellschaft GmbH (GWP) übernehmen. „Das Vorhaben stärkt den Wirtschaftsstandort Steiermark nachhaltig“, zeigte sich CCG-Geschäftsführer Franz Glanz am Freitag bei der Vertragsunterzeichnung überzeugt – damit seien die Weichen gestellt, dass die Terminalkapazität mehr als verdoppelt werden können. Schon jetzt könne man nicht mehr allen Kundenanforderungen nachkommen.
Weiterer Ausbau geplant
Nun werde eine neue Gesellschaft eingerichtet, die Planungen für einen ausgebauten Terminal Nord könnten noch heuer abgeschlossen sein, der Bau könnte dann 2023 beginnen und 2024 fertig sein. Die Inbetriebnahme der Koralmbahn inklusive Koralmtunnel ist für 2025 avisiert. Geplant ist auch ein dritter Portalkran, vier zusätzliche Terminalgleise und eine Werkstättenerweiterung.
Mittelfristig wolle man den Terminal CO2-neutral arbeiten lassen. Die bestehenden 32 Hektar Dachflächen sind für Photovoltaik ausgelegt: Zu den bestehenden 2,3 MW peak Leistung sollen noch 1,5 MWp kommen. Mit dem Ökostrom können die eigenen Anlagen wie etwa die Kräne betrieben werden, und man habe vor, einen Elektrolyseur für Wasserstofferzeugung zu errichten. Damit würden große Fahrzeuge wie Stapler und Lader betrieben.
Zukunftsweisender Kontrakt
Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) sprach von einem „zukunftsweisenden Kontrakt für einen wichtigen Standort für das Land“, denn die Warenströme in und aus der Steiermark würden signifikant zunehmen. Infrastrukturlandesrat Anton Lang (SPÖ) sagte: „Wenn man den Betrieb hier sieht, könnte man sagen, es gibt keine Pandemie. Leider gibt es sie noch, doch die Wirtschaft boomt. Hier wird top verteilt, und heimische Produkte werden in die weite Welt verschickt.“ Er sei überzeugt, dass die Weiterentwicklung des Terminals ein „Booster“ werde. Nun müsste noch die Pyhrn-Schober-Achse ausgebaut werden, mit EU-Unterstützung: „Auch das ist ein Klimaschutz-Beitrag“, so Lang.
Wirtschaftskammer-Vizepräsident Herbert Ritter, auch einer der Gesellschafter des CCG, hofft wie die Politik nun auf den Lückenschluss mittels Pyhrn-Schober-Achse, um auch in Richtung Deutschland die Schienenfracht zu forcieren. „Das wäre der Missing Link“, so Ritter.
Übernahme zehn Jahre vorgezogen
Der Güterterminal Werndorf auf der östlichen Seite der Koralmbahntrasse bzw. der Pyhrnautobahn (A9) südlich von Graz wurde 1999 als hundertprozentige Tochter der ÖBB auf Schiene gebracht. Die Eröffnung erfolgte nach einer Bauzeit von vier Jahren Ende Juni 2003. Laut CCG-Geschäftsführer Glanz hätte der Betrieb erst 2033 übernommen werden können, man habe sich aber geeinigt, mit Zustimmung der ÖBB eine Option zu ziehen und die Übernahme zehn Jahre vorzuziehen.
Die Anlage ist eine Schnittstelle für Straßengüter- und den Schienenfrachtfernverkehr. Der an der baltisch-adriatischen Achse gelegene Terminal verfügt über vier sogenannte kranbare Gleise, ein Mattengleis, zwei Portalkräne, Containerlagerplätze und weitere Betriebsflächen. Derzeit werden rund 2.000 Mitarbeiter beschäftigt. Mindestens ein Zug täglich fährt von bzw. zum slowenischen Adriahafen Koper.
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