Busunternehmer Dr. Ludwig Richard schaut optimistisch in die Zukunft und sieht den Fernbus als Erfolgsmodell. Autonomes Fahren und Elektromobilität sind die großen technischen Herausforderungen für die Branche.

Herr Dr. Richard, 1942 hat Ihr Großvater das Unternehmen gegründet. Wird es rund hundert Jahre später – 2050 – Dr. Richard in dieser Form – als Busunternehmen – noch geben?

Dr. Ludwig Richard Mobilität bleibt ein Wachstumsmarkt. Die Menschen ziehen immer mehr in die Städte und dort ist der Bus eine wichtige Ergänzung zu U- und S-Bahn. Es hat noch keine U-Bahnverlängerung gegeben, die dazu geführt hätte, dass die Buskilometer weniger geworden wären – Verkehr erzeugt Verkehr. Auch im Regionalverkehr abseits urbaner Regionen werden Autobusse auch in den nächsten Jahrzehnten eine der Hauptverkehrsträger sein. Ich sehe für die Branche und unser Unternehmen also optimistisch in die Zukunft.

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen in Ihrer Branche in den kommenden 33 Jahren?

Was uns im Moment sehr beschäftigt, sind technologische Entwicklungen im Bus-Bereich wie autonomes Fahren und Elektromobilität. Beim autonomen Fahren habe ich eine markante These: In jedem kommerziell betriebenen Bus der Zukunft wird es weiterhin Personal geben. Schon heute erfüllen die Busfahrer viel mehr Funktionen als nur zu fahren – wie Fahrscheinverkauf oder Fahrplanauskünfte. Kaufmännisch gesehen ist autonomes Fahren für private Bus­unternehmen wie uns also sicher kein Mehrwert. Es gibt aber auch einen psychologischen Aspekt für den Passagier. Jedes Flugzeug ist hoch technisiert und könnte längst autonom fliegen. Ich würde aber trotzdem in kein Flugzeug einsteigen, in dem kein Pilot sitzt. Das heißt aber nicht, dass die Innovationen, die die Vision vom autonomen Fahren im fließenden Verkehr – insbesonders in Form von Fahrer-Assistenzsystemen – für uns nicht interessant sind.

Kaufmännisch gesehen wird autonomes Fahren für private Busunternehmen kein Mehrwert sein.

Sie haben den Antrieb angesprochen. Wann werden Ihre Busse ganz ohne Diesel auskommen?

Ich denke, dass die Hersteller schon sehr bald in der Lage sein werden, rein Batterie betriebene Omnibusse für den Stadtlinienverkehr zu liefern. Für Fahrgäste wird diese Innovation kaum zu erkennen sein aber für die Betreiber der Busse wird das schon eine Herausforderung werden. Vor allem, weil wir überall dort, wo wir die Busse aufladen, enorme Leitungsquerschnitte brauchen werden. Das bedeutet neue Anforderungen an die Infrastruktur, wie an unsere Betriebshöfe. Was die Verkehre über weitere Strecken betrifft, wird es noch länger dauern bis wir in unseren Fuhrparks ganz ohne Verbrennungsmotoren auskommen werden. Treibende Kräfte in dieser Entwicklung könnten natürlich die ausschreibenden Stellen – wie die Verkehrsverbünde – sein.

Dr. Richard ist auch Pionier was das Fernbus-Angebot angeht. Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt? Ist der Fernbus ein Transportmittel der Zukunft?

Der Fernbus ist aus der Mobilität der Zukunft nicht wegzudenken. Der Erfolg zeigt, dass die Menschen für Innovationen im Mobilitätsbereich offen sind. Der Fernbus ist auch gut für die Umwelt, denn der Großteil der Fahrgäste, die den Fernbus nützen, kommt aus dem Auto.

Was für Rahmenbedingungen würden Sie sich von der Politik wünschen?

Österreich ist im Prinzip sehr gut unterwegs.
Es gibt spannende Infrastrukturprojekte – sowohl auf der Straße als auch der Schiene. Es gibt aber ein Thema, das in ganz Österreich vernachlässigt wird, besonders aber in Wien: Omnibusbahnhöfe.

In Deutschland und in der Schweiz gibt es kaum eine größere Stadt, in der nicht direkt am Bahnhof auch ein zentraler Omnibusbahnhof ist. Man hätte auch in Wien beim neuen Hauptbahnhof einen Omnibusbahnhof mitplanen müssen. Die derzeitige Lösung in Wien-Erdberg ist für eine Tourismusmetropole sicher nicht ausreichend. Die Stadt Wien hat das Problem erkannt, aber ich glaube wir müssten rasch zu einer Lösung kommen und das Thema auch in anderen Landeshauptstädten angehen.

Willkommen in der Zukunft.
Hallo Austrian Roadmap 2050.

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